Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Nordwesten Europa's, von denen noch spät Denkmale bestanden haben sollen. 
Diodor von Sicilien, Livius, der ältere Plinius und vorzüglich Strabo1) 
erzählen, daß nach Troja's Zerstörung die Heneter (Veneter) unter ihrem An- 
führer Antenor am innersten Busen des adriatischen Meeres landeten und von 
da die thuscischen Euganäer vertrieben, welche sich gegen Norden hinauf nach 
Rhätien und Norikum flüchteten. 
Berühmt ist auch jene Sage von Jasons Fahrt und Flucht um das Jahr 
1260 v. Ch. von Kolchis und dem schwarzen Meere in den Ister stromauf¬ 
wärts, um auf demselben (wie er irrig glaubte) in das adriatische Meer zu 
gelangen. Dieses jedoch vergeblich suchend, kam er fast zu den Quellen der 
Donau, kehrte wieder um, bog in die Save ein, fuhr auf diesem Flusse vor¬ 
wärts, zog dann zu Land in die Gegend vom jetzigen Laibach und kam sammt 
seinem Schiffe mit Hülfe der Landeseinwohner über die Berge nach dem jetzigen 
Triest und zum Meere; auch die Kolchier verfolgten ihn dahin und blieben dann 
in Istrien. Spät noch soll man Denkmale und Altäre von Jasons Zug in ver¬ 
schiedenen Gegenden gezeigt haben, und Pola in Istrien erkannten die Alten 
als eine Colonie der ihn verfolgenden Kolchier2). Mag nun diesen Mythen 
und Sagen etwas Geschichtliches zum Grunde liegen oder nicht, so scheint doch 
so viel aus denselben hervorzugehen, daß man schon in sehr alter Zeit diese 
Landstriche für bewohnt hielt und manche kühne Wanderer dieselben besuchten. 
Auch scheinen die Bewohner mit dem alten Griechenland in Verbindung gestan¬ 
den zu seyn, wenigstens in religiöser, weit so manche alte Sagen von Weihe¬ 
geschenken an den delphischen Gott darauf hindeuten. Jetzt, und wohl schon 
seit 2000 Jahren, bestehen keine Monumente aus jenen Zeiten mehr, wenn 
auch einst einige sollten vorhanden gewesen seyn, kaum Eine alte Sage taucht 
mehr empor, die uns vielleicht einigen Aufschluß geben könnte; doch so viel ist 
gewiß, daß die Wanderungen alter Stämme gewöhnlich in Gebirgszügen und 
an den Ufern großer Ströme vor sich gingen, und da die Donau im schwarzen 
Meere mündet, nahe den asiatischen Ländern, aus denen die Völker herüberkamen, 
so mochten wohl auch an ihren Ufern schon in uralter Zeit Stämme heraufge¬ 
wandert seyn und sich hier und da niedergelassen haben; die Sage von Jasons 
Zug deutet wenigstens auch daraufhin, daß er noch weiter westlich, als 
unsere Gegenden liegen, vorgedrungen sey. An fischreichen Strömen 
und Seen, fruchtbaren Ebenen, wenn auch damals größtentheils mit Wald 
bewachsen, an schönen Hügeln und Bergen, selbst an Alpen und großartigem 
-------  
1) Strabo lib, V. c. I. 
2) Das altceltische Norikum von Muchar in der steiermärkischen Zeitschrift. Grätz 1821. 
Heft I. u. s. w.
	        
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