Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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leider so viel gewiß, daß wir aus jener ältesten Zeit fast nichts über die Schick¬ 
sale unseres Landes wissen, es herrscht eine traurige Stille, und nur wenn große 
Bewegungen oder Ereignisse bei benachbarten Völkern vorfallen, fällt auch ein 
Lichtstrahl in die Geschichte unserer Gegenden. Im Osten, jenseits der Enns, 
anfangs ferner, später näher dem Flusse, hatten die Longobarden ihre Sitze, 
sie führten öfters Krieg mit den Gepiden, die weiter unten in Dacien wohnten, 
konnten sie aber nicht überwältigen, bis sie endlich ein Bündniß mit den Avaren 
schlossen 1); nun wurden die Gepiden zu gleicher Zeit von zwei Seiten ange¬ 
fallen und gänzlich geschlagen; die Avaren besetzten ihr Land, ein Theil davon 
ward auch den Longobarden unterthänig; diess geschah im J. 567 unter dem 
tapferen Al b oin, Könige dieses Volkes. Freudigen Antheil an dem großen Siege 
nahmen auch die Baiern, in deren Liedern Alboins Ruhm besungen wurde. 
Aber leider verloren sie schnell ihre befreundeten Nachbarn; denn Alboin faßte nun 
den Entschluß, mit seinen Longobarden nach Italien zu ziehen und sich dort ein 
schönes neues Reich zu gründen. Da sie zu wenig zahlreich waren, so riefen sie 
die benachbarten Baiern und die Sachsen um Mannschaft zu diesem Unter¬ 
nehmen an und nicht umsonst. Der Zug begann am 1. April 568; zuerst 
wurde Friaul erobert, dann ergaben sich mehrere Städte Oberitaliens, das 
lombardische Reich wurde in der Nähe des südlichen Baierns gegründet. Aber 
für unsere Gegenden hatte dieses Ereignis sehr schlechte Folgen; denn Alboin 
überließ das Land, welches die Longobarden bisher bewohnten, seinen Bun¬ 
desgenossen, den Avaren, mit der Bedingung, daß er dasselbe wieder zurück¬ 
erhalte, wenn sein Zug nach Italien mißlingen sollte 2). Die Avaren zogen nun 
vorwärts und rückten an beiden Ufern der Donau bis gegen die Enns herauf, 
welche die Gränze zwischen dem Reiche der Avaren und Baiern bildete3). 
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1) Paulus Diac. I. 27- Alboin vero, cum A varibus , qui primum Hunni, postea de regis 
proprii nomine Avares appellati sunt, foedus perpetuum iniit, 
2) L. c. II. 7. Tunc Alboinus sedes proprias, hoc est Pannoniam, contribuit amicis suis 
Hunnis, eo scilicet ordine, ut si quo tempore Longobardis necesse esset reverti, rursus arva 
sua repeterent. Von Koch - Sternfeld: Die Longobarden, S. 39, 40. 
3) Ekhard rer. Wirc. T. I. lib. VIII. p. 100. — Ad Anassum itaque fluvium usque tunc 
se extenderunt Hunni sive Avares, qui eos deinceps a Bajoariis separavit.
	        
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