Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Baiern reichte aber wahrscheinlich, wenigstens anfangs, nur bis dorthin, wo sich 
gegenüber die Enns in die Donau ergießt, unterhalb waren schon 
früher und später großtentheils andere Stämme und Volker, andere Regenten 
herrschend. 
 
§. 25. 
Ueber die baierischen Herzoge aus der Familie der Agilol- 
finger, ihre Reihenfolge und Regierung bis zur Ankunft 
der Avaren an der Enns um das Jahr 568. 
 
Nun kommen wir zu einer wichtigen Frage und zu einem Gegenstande, 
der selbst jetzt, nach den scharfsinnigsten Untersuchungen mehrerer Gelehrten, noch 
nicht im Reinen ist und worüber ein gewaltiger Streit herrscht, nämlich: 
welche baierische Herzoge regierten über das Land, welche 
ist die Reihenfolge derselben? Man ist darüber einig, daß dieselben 
aus dem edelsten Geschlechte dieses Volkes, die Agilolfinger genannt, 
gewesen sind, wie dies auch in den ältesten Gesetzen der Baiern deutlich ausge¬ 
sprochen ist 1). Diese Agilolfinger sind sehr wahrscheinlich Abkömmlinge alt¬ 
gothischer Herrscher, aus dem Geschlechte der Amaler2). Aber die Beantwortung 
der Frage, welche die ersten Herzoge waren, fiel gerade in der neue¬ 
sten Zeit sehr verschieden aus und steht mit der Bestimmung des Zeitalters 
des heil. Rupert in inniger Verbindung. Darüber herrschen nun bekannt¬ 
lich zwei Ansichten, die Einen setzen den Aufenthalt desselben in Baiern in die 
Jahre 696 - 718, die Anderen von 580 - 623. Die erstere Meinung ver¬ 
theidigten vorzüglich Mabillon 3) und Hansitz4) und in neuester Zeit Rudhart5), 
die andere besonders Filz, Kapitular des Stiftes Michaelbeuern 6). 
Jene stellen die Reihe der Herzoge von Baiern so auf: 
1. Garibald I. von 553 - 595? Seine Söhne folgten ihm in der 
Regierung nicht nach. 
2. Thassilo I. von 595 - 612. 
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1) »Der Herzog, welcher dem Volke vorsteht, dieser war allezeit aus dem Geschlechte der 
Agilolfinger und muß aus demselben seyn; denn also haben es die Könige (der Franken), un¬ 
sere Vorfahren, ihnen zugestanden." Dies letzte deutet wohl auf eine Abhängigkeit der Baiern 
von den Franken hin. 
2) Freyberg's Erzählungen, I. B. S. 83 - 86. 
3) Mabillon ann. Benedict. Parisiis 1704, Tom. I. p. 610. 
4) Hansitz Germania sacra, T. II. 
5) Münchner gelehrte Anzeigen, 1837 Nr. 197 - 222, und in seiner Gesch. Baierns. 
6) Historisch-kritische Abhandlung über das wahre Aeitalter der apostolischen Wirksamkeit 
des heil. Rupert in Baiern. 1831, Salzburg bei Franz Duyle. Wiener Jahrbücher der Lite¬ 
ratur, 1833. B. 64, Anzeigeblatt S. 23. Dann hist, kritische Abhandlung über das wahre Zeit¬ 
alter des heil. Rupert .in Baiern. Von Michael Filz, Linz 1843. Letzte gänzliche Umarbeitung.
	        
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