Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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sie suchten daher, um sich den Rücken frei zu halten, Hilfe bei den Franken 
und überließen ihnen jenen Theil Alemanniens, der unter ihrem Schutze gestan¬ 
den war1), und auch das gothische Gallien. Dies geschah durch den König 
der Gothen, Vitiges, der im J. 536 den Thron bestieg; König der Franken 
war damals Theudebert. Dieser fiel auch J. J. 539 mit einem großen Heere 
in Ligurien ein, verheerte das Land, feindlich gesinnt gegen Römer und Gothen 
zugleich, mußte sich aber wegen Seuchen und Mangel an Nahrung wieder zurück¬ 
ziehen2). Später, um 545, rückte er wieder vor, eroberte manche Orte Ligu¬ 
riens, die cottischen Alpen und viele Orte Venetiens, gründete sich auch daselbst 
eine Herrschaft, die beiläufig zehn Jahre dauerte. Er wollte sogar im Zorne 
gegen Constantinopel ziehen, weil sich Kaiser Justinian in seinen Edikten.einen 
Francicus Marcomannicus (?) Gepidicus und Longobardlcus nannte, 
gleichsam, als wäre er ihr Besitzer und Oberherr gewesen. Theudebert rief die 
Gepiden, Langobarden und andere benachbarte Völker zum Bunde auf und 
wollte durch Oberitalien vorwärts ziehen; da ereilte ihn der Tod im J. 548. 
Er hatte sich übrigens schon viel früher, um 534, in einem Schreiben an Kaiser 
Justinian, Herrn von Pannonien genannt3); wenn dies nicht prahlerischer 
Weise gesagt war, so mußte wohl auch Norikum in seiner Gewalt und die 
Baiern ihm unterworfen, oder doch im Bunde mit ihm gewesen seyn; wie 
hatte er es auch sonst wagen können, sie feindlich im Rücken zu lassen, als er 
nach Constantinopel ziehen wollte? Ohne Zweifel stand alles Land bis an die 
Enns und wohl noch weiter bis dorthin, wo die Longobarden saßen, unter frän¬ 
kischer Oberherrlichkeit, mochten nun die Gegenden zwischen dem Inn und der 
Enns von den Ostgothen freiwillig an Theudebert abgetreten, oder von 
ihm erobert worden seyn, oder es sich — ohne Vertheidigung von Seite der 
Ostgothen gelassen — sich ihm übergeben haben. Da übrigens nach seinem Tode 
der viel schwächere Theodoald über die Franken herrschte und diese sammt 
den Alemannen im Feldzuge gegen den oströmischen Feldherrn Narses theils 
durch Seuchen, theils durch Niederlagen im J. 553 zu Grunde gingen4), so 
wurde der Herrschaft der Franken in jenen Gegenden, wie auch dem Reiche 
der Ostgothen, in Italien gänzlich ein Ende gemacht. Unter 
den Franken riß Uneinigkeit ein, sie wurden schwächer, die Longobarden rückten 
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1) Agathias hist. 1. I. 6 (Scripf. hist. byzant. T. IV.). Gothi Francorum captantes gratiam, 
ut quotum amicitiam summe expeterent, tum alia loca, tum etiam Alemanni a absiiterunt. Hunc 
in modum desertam gentem Alemannorum sibi subdidit Theodebertus , eoque mortuo ad filium 
ejus cum caeteris populis hi quoque pervenerunt. Xuch vel Procop. de bello goth. I. 13. III. 33. 
2) Procop. 1. c II. 25. Manso S. 219-221. 
3) Ruinart's Ausgabe des Gregorius Turon. p. 1336. 
4) Agathias 1.1. 7, II. 1 - 10, Stahlin's Geschichte von Würtemberg, 1. B, S. 172.
	        
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