Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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kräftig und weise, und, wenigstens in Italien, erhoben sich unter ihn, neue Städte, 
oder ans den Ruinen wurden wieder Burgen und Paläste erbaut1); wohl 
konnte nun neues Leben und neue Kultur auch in unseren Gegenden sich 
erheben, allein keine Nachricht oder Spur findet sich darüber vor. So lange 
Theodorich lebte, blühte auch sein Reich, und keine Provinz kam unter die Herr¬ 
schaft eines anderen Volkes; als er starb, im J. 526, sank mit ihm des ostgo- 
thischen Reiches Größe, und nur zu bald darnach erfolgte der Untergang des¬ 
selben; auch für unser Land trat dann eine große Veränderung ein; ein neues 
Volk tritt daselbst auf, dessen Abkömmlinge noch großentheils da woh¬ 
nen, und welche eine lange bleibende Herrschaft über dasselbe sich errangen, 
nämlich die Bajuvarier oder Bgiern. 
 
§. 24. 
Ueber die Abstammung der Baiern, ihre Ankunft am Lech,— 
und in unserem Lande. 
 
Ueber die Herkunft dieses Volkes ist Vieles geschrieben, und sind verschie¬ 
dene Ansichten von den Gelehrten desselben und von ausländischen aufgestellt 
worden, und doch ist diese Frage noch nicht entscheidend beantwortet. Die älteren 
hielten die Baiern unbedenklich für Nachkommen der alten Bojen, und 
selbst in der jetzigen Zeit ist diese Meinung wieder aufgestellt worden 2). Neuere 
Gelehrte haben darüber verschiedene Meinungen; Einer will sie von den Slaven 
ableiten3), die Meisten halten sie jedoch für einen deutschen Stamm; Einige 
derselben für Ueberreste der Heruler, Scyren und Rugier, die sich zu einem 
Bunde und Volke vereinigten 4); Andere behaupten, sie seyen Abkömmlinge der 
Longobarden, Alemannen5), oder Markomannen 6). Es ist nicht dieses Ortes, 
weitläufiger darüber abzuhandeln7), nur soviel sey bemerkt, daß wir die 
Baiern für einen echt deutschen Stamm halten (nicht für ein Mischvolk aus 
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1) Cassiodorus in Chron.: Sub ejus (Theodorici) felici imperio plurimae renovantur uibes, 
niunitissima castella conduntur, consurgunt magna palatia. 
2) Versuch einer Würdigung der verschiedenen Meinungen über die Abstammung der Baiern; 
von einem Mitgliede des,historischen Filialvereins zu Neuburg an der Donau. Neuburg 1842, 
3) Gustav Schlesier in den teutschen Studien. Stuttgart 1836. 
4) Konrad Mannert's älteste Geschichte Bajoariens 1807. Rudhart's älteste Geschichte 
Baierns, Hamburg 1841, bei Friedrich Perthes. 
5) Chron.: Wild in seinen Muthmaßungen, daß die Baiern nicht von den Bojern, sondern 
von den Longobarden abstammen. Regensburg 1777. — Christoph Krause, Geschichte der wich¬ 
tigsten Begebenheiten des heutigen Europa, Halle 1790, B. II. S. 186. 
6) Heinrich Luden, Geschichte der Teutschen, Gotha 1826, B. II. Buch V. c. 11. Kaspar 
Zeuß: Herkunft der Baiern von den Markomannen, München 1830. Wittmann: Herkunft der 
Baiern von den Markomannen, Sulzbach 1841. 
7) Ueber diese Ansichten ist abgehandelt im citirten Büchlein vom histor. Vereine zu 
Neuburg.
	        
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