Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

145 
zogen mit ihnen fort, da sie nun für sich keinen Schutz mehr sahen 1), und 
nahmen Severins Ueberreste mit sich. Dies ereignete sich im sechsten Jahre 
nach Severins Tode, also 488 2), und so war nun dessen einstige Voraussagung 
in Erfüllung gegangen 3). Aus dem ganzen Verlaufe der.Geschichte geht auch 
hervor, daß eigentlich von der Auswanderung der Römer im östlichen Nori- 
kum die Rede ist, im westlichen Ufernorikum, oder in unserem Lande, waren 
ohnehin keine Römer, oder doch römische Soldaten mehr, und wären noch Ei¬ 
nige dagewesen, so war dies gewiß der letzte Zeitpunkt, wo auch sie nach Ita¬ 
lien ziehen mußten, oder freiwillig hinwandevten. Odovaker, der wohl einsah, 
wie wenig er diese von Rom so fernen Provinzen gegen die feindlichen Einfalle' 
schützen könnte und welcher den Sturm schon wahrnahm, der ihm von den mäch¬ 
tigen Ostgothen, bei denen Friedrich sich aufhielt, drohte, zog seine Truppen aus 
dem verwüsteten Lande südlich über die Alpen zurück und wollte dort die Feinde 
und den Kampf erwarten. Sie blieben auch nicht lange aus; der Flüchtling 
Friedrich regte immer Theodorich zur Befriedigung seiner Rache auf, den kampf- 
gierigen Ostgothen war es ohnehin eine erwünschte Gelegenheit, und der oströ¬ 
mische Kaiser Zeno, der Odovakern um den Besitz Italiens beneidete, munterte 
dieselben zum Kampfe gegen ihn auf. Im I. 490 zog nun Theodorich mit ben 
Ostgothen und den noch übrigen Rugiern, die sich freiwillig an ihn anschlössen4), 
nach Italien hin. 
Odovaker wehrte sich tapfer, verlor jedoch drei Schlachten und verthei¬ 
digte sich dann drei Jahre in dem festen Ravenna. Er schloß Frieden mit Theo¬ 
dorich, wurde aber bald darnach von ihm treuloser Weise sammt seiner Familie 
ermordet, nur sein Bruder Aonulf entging dem Gemetzel. Kaiser Zeno übergab 
nun urkundlich dem Theodorich Italien^), obwohl es nicht sein war, um nur 
den Schein einer Herrschaft zu retten. Aonulf wollte den Mord seines Bruders 
rächen und zog mit Herulern gegen Theodorich, wurde aber besiegt und in die 
-------  
1) L. c. Sect. 39. Aonulfus vero praecepto fratris admonitus universos jussit ad Ita¬ 
liam migrare Romanos — cunctis nobiseum comprovincialibus idem iter agentibus, qui oppidis 
super ripam Danubii derelictis per diversas Italiae regiones varios suae peregrinationis sor¬ 
titi sunt fundos. Paulus Diaconus rer. longobard. 1. I. e. 19 sagt Folgendes, doch nicht ganz 
richtig: Odoacer Feletheum Rugorum regem extinxit vastataque omni provincia Italiam repe* 
teils copiosam sc cum captivorum multitudinem abduxit. 
2) L. c. Sect. 39. Nam annus sextus depositionis (mortis) ejus effluxerat. 
3) L. c. Sect. 30. ipse vero (Severinus) Favianis degens — nee praedicare futura cessa- 
bat, asserens universos in Romani soli provinciam absque ullo libertatis migraturos incom^ 
iwodo. Sect. 34. Ita cunctos populos terrae hujus oportet ab injusta barbarorum dominatione 
liberari; etenim omnes cum suis facultatibus de his oppidis emigrantes ad romanam pro- 
vinciam absque ulla sui captivitate pervenient. Tolletis ossa mea vobiscum , quod non mihi, 
sed vobis est profuturum. 
4) Procopius de bello goth. II. 14. 
5) Stählin's Geschichte von Württemberg, S. 145. 
Putz Gesch. v. Oberöst. I. .10
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.