Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Severins Auftreten daselbst ist nicht die geringste Spur; unterhalb der Enns am 
linken Ufer der Donau waren die arianischen Rugier, die gewiß nicht dem ka¬ 
tholischen Bischof von Lauriacum untergeben waren; im unteren Norikum 
waren noch katholische Römer und Eingeborne, die vielleicht unter Con- 
stan ti us standen, doch waren wenigstens seit 475 die Rugier auch die Her¬ 
ren in den Gegenden bis zur Enns herauf. 
Von einem Wirkungskreise des Bischofs Constantius lieset man nirgend 
Etwas; im Eugippius heißt er gar nur »Pontifex loci (Lauriaci); doch 
hatte er wohl auch außerhalb dieser Stadt seinen Bezirk, wie es damals schon 
Sitte war, und z. B. Bischof Paulinus zu Tiburnia, der Hauptstadt Norikums, 
mehrere Kastelle in seiner Diözese hatte 1). Indessen bei den oftmaligen feind¬ 
lichen Einfällen war sein Bezirk sehr menschenleer und Christen höchstens noch 
in den wenigen verschonten Burgen und festen Städten, bis auch diese nach¬ 
einander verlassen oder zerstört wurden und Constantius selbst aus unserm 
Lande in jenes der Rugier, wahrscheinlich nach Favianis, hinabzog, wo er auch 
starb 2), und von einem Bisthume in unseren leeren, verödeten Gegenden keine 
Rede mehr seyn konnte. 
Endlich müssen wir noch die wichtige Frage berücksichtigen, ob Lauria-- 
cum, wie Manche behaupteten, schon zur Römerzeit eine Metro¬ 
polis in kirchlicher Hinsicht, oder ein Erzbisthum gewesen sey. 
Lauriacum war es nicht, in dem Sinne, als wenn es die Mutterkirche 
von vielen anderen, besonders in Pannonien, gewesen wäre; denn da gab es 
schon blühende Kirchen und gewisse Bischöfe, als dort noch eine ganz unbedeu¬ 
tende christliche Gemeinde sich befand, z. B. zu St. Florians Zeit. Paulus 
selbst lehrte in Illyrikum; zu Mursa, Sirmium, Singidunum, Sardika, Sis- 
zia waren schon Bischöfe aus seinen Schülern 3) gegen Ende des ersten oder 
im Anfange des zweiten Jahrhunderts, wo in unserem Lande gewiß noch allein 
das Heidenthum blühte und keine christliche Kirche bestand, wenn es auch ein¬ 
zelne Bekenner gab. Von Lauriacum aus hat sich also das Christenthum nicht 
nach Pannonien verbreitet, eher hat der umgekehrte Fall Statt gefunden. 
Es war aber auch nicht Metropolis im anderen Sinne, daß nämlich meh¬ 
rere Bisthümer dazu gehört hätten; war doch in jenen ersten Jahrhunderten 
nicht einmal ein Bischof mit einem ordentlichen Sitze dort, wie also ein Metro¬ 
-------  
1) Vita Severini Sectio 25. Universa dioecesis suae castella scriptis -propriis admonuit 
(Paulinus). 
2) Maxiina bibliotheca patrum veterum. T. IX. p. 393. Inter lias temporum procellas Con¬ 
stantius pontifex , ne quid in mundo haberet subsidii, terra hostibus deputata » humana lege 
liberatus est. 
3) Muchar's Norikum, II. S. 44, 46, 47.
	        
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