Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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dem alten Glauben ging auch in religiöser Hinsicht vor sich, die alte Denkungs.- 
weise und der Glaube der Vorfahren verlor sich immer mehr und erhielt sich fast 
nur auf den Bergen und in den einsamen Thälern, wo selbst jetzt noch manche 
Spuren vorhanden sind. 
Was aber die Religion der Römer in jenen Zeiten betrifft, so war sie nicht 
bei Allen gleich, das Volk verehrte die Götter und glaubte an ihr Daseyn und 
verschiedenartiges Wirken, wie es die Priester lehrten, ohne weiters darüber 
nachzudenken; die Gebildeteren hingegen erhoben sich oft über den finsteren 
Aberglauben des Volkes, philosophirten über die Natur der Götter und der 
Welt und stellten die mannigfaltigsten Ansichten auf; allein sie scheuten das 
Volk und folgten im öffentlichen Leben dem allgemeinen Kultus, der vom 
Staate selbst sanktionirt und für den römischen Bürger eine unerläßliche Pflicht 
war. Die Götterlehre war größtentheils griechisch, so wie ihre Mytho¬ 
logie; dazu kamen aber echt römische Götter, ihnen eigenthümliche, die vergöt¬ 
terten Kaiser, und endlich die von anderen Völkern angenommenen ägyptischen, 
syrischen, phönizischen, keltischen Gottheiten. Der Zusammenfluß derselben und 
ihres Kultus war aber eigentlich zu Rom; Manche wurden nur dort verehrt und 
in den Provinzen war auch der Kultus einzelner Götter vorherrschend. 
Neben dem öffentlichen Dienste derselben bestand die häusliche Verehrung 
von Schutzgottheiten der Familien. Es kann hier nicht unsere Aufgabe seyn, 
die ganze Götterlehre und den Kultus der Römer sammt ihrer Mytho-- 
logie vollständig darzustellen, nur einen kurzen Umriß davon wollen wir geben, 
wie sie im äußeren Leben der Römer erscheint und mehr ein Gegenstand des 
Glaubens der Ungebildeten war. Sie verehrten zwölf große Götter; Jupiter 
war der höchste derselben und der Regent der Welt; seine Schwester und Gattin 
war Juno, die Königin des Himmels, die Vorsteherin des ehelichen und häus¬ 
lichen Lebens; Neptun war der Gott der Gewässer, der Erderschütterer ge¬ 
nannt, weil er mit den Wogen des Meeres die Gestade schlägt. Ceres, die 
Mutter Erde, läßt die Saaten hervorkeimen und die Früchte wachsen, gibt 
Segen und Nahrung; Venus ist die Göttin der Schönheit, als Urania die 
himmlische, als Pandemos die sinnliche Liebe; Vulkan, der Gott des Feuers 
und der Schmiede; Mars, der Kriegsgott der Römer; am ersten Tage des 
März (Martius) feierten ihm die salischen Priester mit Waffentanz und Kriegs- 
spiel sein Jahresfest. Mercurius, der Gott des Verstandes, der Bote der 
Götter, Erfinder der Künste, Vorsteher des Handels und Geldes, Gott der 
Diebe und auch der Gränzgott (deus terminus), daher sein Bild auf Straßen 
und Kreuzwegen stand; Pluto, der Gott der Unterwelt und der unterirdischen 
Schätze; Aeolus, Beherrscher der Winde; Apollo, der Sonnengott, Gott
	        
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