Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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schon früher, wurden viele deutsche Truppen in römischen Sold genommen und 
selbst zur Vertheidigung der Burgen verwendet. Aber auch ganze Völker, z. B. 
die Gothen, wurden von den Römern in den Ländern am rechten Ufer der 
Donau, in Mosten und Pannonien angesiedelt, und so war die befestigte Do- 
naugränze, die bis nach Semlin hinabreichte, schon im Rücken genommen, da 
dieselben bald feindlich gegen die Römer auftraten. Zu Attila's Zeit waren die 
Gränzfestungen Pannoniens schon verwüstet, die Burgen an der oberen Donau 
bestanden aber noch; wann auch diese zu Grunde gingen, ist in der Geschichte 
dargestellt worden; sie erstanden auch, wenigstens in jener Form, niemals wieder. 
Endlich war auch in jenen alten Zeiten, wenigstens um 51 n. Ch., eine 
Flotte auf der Ch., 1), zum Schutze gegen Ueberfalle der Feinde; viele Schiffe 
derselben kreuzten immer auf derselben zur Beobachtung und Bewachung. Ab¬ 
theilungen der Flotte lagen in verschiedenen Stationen, im Ufernorikum war 
eine zu Comagene (bei Tulln), zu Arelape (bei Pechlarn am Einflüsse der Er¬ 
las in die Donau) und eine in unserem Lauriacum unter einem Präfecten 2), 
sehr wahrscheinlich im heutigen Enghagen; und wenn die milites Liburnarii 
Schiffsbauer waren, so befand sich auch zu Jo via cum eine Schiffswerfte 
und eine kleine Flottille zur Aufsicht in den oberen Gegenden der Donau bis 
Passau hin. 
 
§. 22. 
Ueber die Religion zur Zeit der Römer, — Heidenthum, — 
Christenthum, — die christliche Kirche in unserem Lande, — 
Ursprung des Bisthumes zu Lauriacum; war es eine 
Metropole? 
 
A. Das Heidenthum. 
Wie die Römer in die eroberten Lander ihre Kolonieen, bürgerlichen und 
militärischen Einrichtungen brachten, so kamen mit ihnen auch ihre Götterbilder 
und Statuen, ihre Priester, ihr Glaube und ihr religiöses Wissen, und Tempel 
erhoben sich wenigstens in den Städten und größeren Burgen. Doch waren 
die Römer nicht unduldsam oder fanatisch in religiöser Beziehung, besonders in 
jenen Zeiten unter den römischen Kaisern, wo der alte fromme Ernst schon ver¬ 
schwunden war. Früher gab sich wohl nur das Volk fremden Göttern und 
ihrem sinnlichen, üppigen Kultus hin, der Staat selbst oder dessen Vorsteher 
suchten die vaterländische Religion gegen das Fremde und gegen Verfälschung 
zu schützen, aber später war dies nicht mehr der Fall; die verschiedensten Reli- 
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1) Tacitus arm. XII, 30. 
2) Notitia clignit. utriusque iniperii : Praefectus classis laureacensis.
	        
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