Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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bildeten ganze Gassen (viae sepulcrales). Auf dem Begräbnißplatze wurde 
dann ein Scheiterhaufen errichtet, die Leiche sammt der Bahre daraufgesetzt und 
verbrannt. Man sammelte dann die Asche, bewahrte sie in Urnen auf und stellte 
dieselben im Begräbnißplatze auf; dazu kamen aber auch manche Sachen, die 
dem Verstorbenen lieb waren, als Ringe, Gefäße, Lampen, Pokale und die 
Thränenfläschchen der Trauernden. Ein Denkstein daneben deutete gewöhnlich 
den Namen, die Abkunft und den Stand des Abgeschiedenen an. Diese Sitte 
des Verbrennens war jedoch nicht allgemein, die Einheimischen begruben, wenig¬ 
stens anfangs, ihre Todten, und arme Römer wurden oft genug in einem Sarge 
in die Erde versenkt. In den späteren Zeiten, um Constantin den Großen, 
hörte überhaupt diese Gewohnheit wieder auf, wozu die große Verbreitung des 
Christenthums viel beitrug; denn die Christen verbrannten die Leichen nicht, 
sondern begruben dieselben in Särgen. 
Alles dieses gilt nun auch von unserem Lande, und man findet daselbst eben 
so sehr Urnen, worin einst die Asche der Verstorbenen sich befand, als Sarko¬ 
phage oder Särge und Grabsteine; in den bekannten Orten Lauriacum 
und Lentia waren dieselben auch außerhalb der Befestigung, im Ersten im 
Aichberge, im Zweiten auf dem St. Martinsplatze neben dem jetzigen Schlosse, 
wo einst die römische Burg stand. 
 
§. 21. 
Militärische Einrichtungen der Römer, besonders mit Bezug 
auf unser Land ob der Enns. 
 
Die Römer waren in alter Zeit als Krieger berühmt; durch ihren Geist 
und Muth, ihre Disziplin und militärischen Einrichtungen haben sie den größten 
Theil der damals bekannten Erde erobert und ihre Bewohner überwunden; im 
ewigen Kampfe gegen die verschiedensten Völker begriffen, lehrte sie die Erfah¬ 
rung so Vieles, und sie ahmten manches Brauchbare der Barbaren nach und 
machten es sich eigen. Wo sie eroberten, dort setzten sie sich auch fest, nicht nur 
durch Kolonieen aus Veteranen, sondern auch durch frische Truppen. Diese 
hatten ihre Lager an tauglichen Plätzen, aus denen oftmals Städte entstanden. 
Die römischen Legionen waren in den Gränzprovinzen am nothwendigsten und 
daher auch am zahlreichsten. Eine Legion bestand früher aus 9300 Mann, 
später gewöhnlich aus 6000 Mann zu Fuß und 700 Reitern, und eben so vielen 
Bundesgenossen oder Hilfstruppen, die aus den Eingebogen der eroberten 
Provinzen ausgehoben, oder später auch aus fremden, besonders deutschen 
Stämmen in Sold genommen wurden. Eine Legion war in zehn Kohorten, 
ferner in Manipeln, Centurien und Decurien, die Reiterei in Flügel und
	        
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