Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Kunst zu den Bedürfnissen des Lebens, zur Bequemlichkeit und selbst zum Luxus 
erfunden hatte, sich ebenfalls anzueignen strebten. Wenn wir nun einen kurzen 
Rückblick auf die im Lande gefundenen Alterthümer werfen, so finden wir nicht 
etwa Stücke aus rohen Zeiten ohne Kunst, sondern nebst einfachen Sachen auch 
solche, welche viele Geschicklichkeit verrathen, zur Zierde und zum Luxus ge¬ 
hörten. Es gab Vasen und Geschirre verschiedener Art, Töpfe, Schlüssel von 
Metall, Urnen, Ringe mit geschnittenen Steinen, Spangen, Glocken, Spornen, 
Messer, Nadeln, Armringe, Salbenbüchsen, Trink- und Eßgeschirre, Schreibe- 
griffel, Lampen, Büsten, Statuen, Idole, goldene Laren und Penaten, Waffen, 
Mosaikböden, Ruinen von Wasserleitungen und Bädern, Wärme- und Wasser¬ 
rohren, unterirdische Beheizungen, Särge von Stein u. s. w. 
Diese Gegenstände beweisen die Kultur der Bewohner, das Daseyn vieler 
Handwerker und Künstler; denn Alles ist gewiß nicht aus Italien hierher ge¬ 
bracht worden. Auch mögen viele Arbeiten aus dem norischen Eisen und Stahl, 
die ja hochberühmt waren, in unserem Lande gemacht worden seyn; in Lau- 
riacum war ohnehin eine große Schildfabrik, da wurden wohl auch andere 
Waffen, und selbst Geräthschaften aus Eisen für das häusliche Leben und den 
Ackerbau verfertigt, und damit auch Handel von diesem so gut gelegenen Orte 
aus in benachbarte römische Provinzen getrieben. Bekannt ist es, daß die Eisen¬ 
arbeiter eine große Zunft unter einem Vorsteher bildeten und ihren aus zu 
Aquileja hatten, wo auch zur Römerzeit noch der Tempel des keltischen Gottes 
Belenus stand, den Jene besonders nach alterthümlicher Weise verehrten. 
Auch unsere Salzberge mochten sehr bearbeitet worden seyn, die schon von den 
alten Kelten aufgefunden worden waren; besonders jener zu Hattstatt, in dem 
man tief unten das Skelett eines Römers und dessen Schwert gefunden hat. 
Mit diesem Salze konnte ein großer Theil des benachbarten Ufernorikums un¬ 
terhalb der Enns versehen und auch Handel in das Land der Markomannen, 
die daran Mangel hatten, getrieben werden. 
Da so viele Gegenstände aus Gräbern aufgefunden worden sind, so wollen 
wir noch kurz von der Art ihrer Begräbnisse sprechen. Die Römer in der ältesten 
Zeit begruben ihre Todten, aber schon zu Sulla's Zeit begann die Sitte, ihre 
Leichen zu verbrennen. Sie ehrten sehr ihre Todten, eine Cypresse vor dem Hause 
aufgepflanzt zeigte den Vorübergehenden an, daß hier ein Sterblicher zu leben 
aufgehört habe. Die Leiche wurde nach einigen Tagen auf einer Bahre in feier¬ 
licher Begleitung auf den Platz des Begräbnisses getragen; dieser war entweder 
der öffentliche gemeinschaftliche Ort dazu, oder ein der Familie eigenthümlicher, 
in Gärten, bei ihren Villen, doch immer mußten diese Friedhöfe sich außer der 
Stadt befinden. Oftmals waren dieselben in der Nähe der Landstraße und
	        
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