Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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durch Attila. Nach 453 (in der Lebensbeschreibung des heil. Severin) wird 
Tiburnia als Hauptstadt (metropolis) von Norikum angeführt; diese lag 
aber im Drauthale, wo noch (metropolis) ein kleiner Ort, Tebern genannt, sich be¬ 
befindet. Eine Metropole im Ufernorikum bestand wohl nicht; Manche hielten 
zwar Lauriacum dafür, allein es wird nirgends als solche erwähnt. Die 
Praesides hatten oftmals keine besondere Residenz und zogen von einem Orte 
zum anderen ; auch scheint Aquilinus, der Präses, im J. 303 zu Lauriacum seinen 
ordentlichen Sitz nicht gehabt zu haben; denn er mußte zur Untersuchung der 
Christen Hinreisen, und Gericht wurde wohl daselbst gehalten, weit hier die mei¬ 
sten Christen gefunden wurden, es ist ja auch von anderswo Lebenden gar 
keine Rede. 
Nach der Peutinger'schen Tafel erscheint Ovilabis großer als Blabo- 
riacum, welches wahrscheinlich für Lauriacum steht; denn bei jenem ist ein 
Häuschen beigezeichnet, welches einen größeren Ort andeutet, bei Letzterem ist es 
nicht der Fall; steht es aber nicht für Lauriacum, so ist dies ganz aus¬ 
gelassen, welches doch nicht der Fall gewesen seyn würde, wenn es die 
Metropole oder doch die vorzüglichste Stadt des Ufernorikums gewesen 
seyn sollte. 
 
§. 19. 
 
Römische Kolonieen, bürgerliche Einrichtung und 
Verwaltung. 
 
Wo die Römer Eroberungen machten, da suchten sie auch dieselben zu 
sichern, und zwar sowohl durch ihre Militärverfassung und ihre bürgerlichen Ein¬ 
richtungen, als auch durch das Streben, die besiegten Völker an ihre Gesetze und 
Lebensweise zu gewöhnen und gleichsam mit sich zu verschmelzen. Sie wollten 
und konnten nicht gleich alles Alte und Herkömmliche vertilgen, sondern ließen 
ihnen oftmals ihre Verfassung und Verwaltungsweise, jedoch unter römischer 
Oberleitung, und suchten nur langsam, aber desto sicherer, das denselben Eigen¬ 
thümliche zu untergraben. Die Landeseingebornen mußten sich nach und nach 
an manches Neue gewöhnen, Umgang und Beispiel, höhere Bildung, Kunst und 
Wissenschaft, schönere Sprache und Schrift, Tracht und Waffen, selbst der 
Luxus der Römer wirkte auf die anderen Völker und sie wurden selbst freiwillig 
zu Vielem, was römische Sitte war, hingezogen. 
So war es nun auch mit den Kelten in unserem Lande; sie behielten gro- 
ßentheils ihre Aecker und Häuser in ihren Stammesgemarkungen; es gab unter 
ihnen Hochedle, Edle, unedle Gemeinfreie, dinglich Unfreie, und Sklaven; sie 
wohnten in ihren Städten und Dörfern. Aber viele tausend Römer oder
	        
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