Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Feldherrn Theodosius, der die Gothen bändigte und viele derselben um 
Sold in römische Kriegsdienste zog. Gratian wurde im J. 383 zu Lyon von 
de» empörten Truppen umgebracht, und nun regierten T h e o d o s i u s und V a l e 
tinian II. gemeinschaftlich; doch Dieser wurde im I. 392 von Meuchelmördern 
getödtet und Jener starb 395. Theodosius hatte das große Reich unter seine 
zwei Söhne getheilt; Arcadius erhielt den Orient und residirte zu Constan- 
tinopel, Honorius den Occident und regierte zu Rom; Stilicho war sein 
Rathgeber und tapferer Feldherr. Diese Trennung hatte jedoch die traurigsten 
Folgen; die beiden Reiche standen sich oft feindlich gegenüber und schwächten 
sich wechselseitig; Norikum gehörte damals zum Reiche des Honorius. Unter 
den römischen Kriegsheeren waren sehr viele Deutsche, besonders Gothen, sie 
bildeten sich in den kriegerischen Künsten aus, lernten die Schwäche des Staates 
kennen und benützten dieselbe dann zu ihrem Vortheile, zu kriegerischen Einfällen 
und Raubzügen. Was die Markomannen betrifft, so waren sie noch immer 
in ihren alten Sitzen, unabhängig, doch größtentheils feindlich gegen die Römer 
gesinnt; im J. 376 werden sie von Ammianus Marcellinus erwähnt 1). Später 
um 396 war ein Krieg zwischen ihnen und den Römern; ihre Königin, Namens 
Fritigil, stand im Briefwechsel mit Ambrosius, dem Bischöfe von Mailand, 
von dem sie im christlichen Glauben unterrichtet zu werden wünschte; er schickte 
ihr auch einen von ihm verfaßten Katechismus und bat sie, ihren Gemahl, den 
König, zum Frieden mit den Römern zu bewegen, welches sie auch that, und 
die Markomannen schlossen sogar ein Bündniß mit ihnen 2). Nach der Mei¬ 
nung Einiger sollen sie sich den Römern unterworfen haben; allein dies war 
wohl im strengsten Sinne genommen nicht der Fall, aber sie lieferten ihnen 
Truppen 3), wie es auch andere Deutsche thaten. Fritigil reiste dann selbst nach 
Mailand, um den Ambrosius zu besuchen. Dieser war jedoch unlängst gestorben, 
am 4. April 397. 
Während dieser Zeit hatten die Hunnen, welche im J. 375 in Europa 
eingebrochen waren, alle damals zwischen der Elbe, der unteren Donau und dem 
schwarzen Meere wohnenden Völker in große Bewegung gebracht, und deutsche, 
sarmatische und slavische Stämme in jenen Gegenden waren ihnen nach großem 
Blutvergießen unterlegen, selbst die Markomannen seufzten unter ihrem Joche. 
Andere deutsche Stämme sammelten sich, wichen vor ihnen aus und zogen vor¬ 
wärts gegen das römische Reich; eine ungeheure Bewegung und Wanderung- 
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1) Lib. 31 c. 4. 
2) Paulinus in vita 8. Ambrosii ad 8. Augustinum scripta in GaJIandii bibl. IX. „Et cum 
populo suo se Romanis tradidit.” 
3) In der Notitia Imp. occident. kommen unter den auxiliis palatinis Honoriani Marco- 
manni seniores et juniores vor.
	        
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