Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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die am rechten Ufer liegenden Städte, also wohl auch jene vom Ufernorikum, 
Lentia und Lauriacum, besucht haben 1), doch konnte sein Aufenthalt nur 
kurz seyn. Als er nach Sirmium (südlich von Peterwardein) kam, hörte er, 
daß indessen Constantius (am 3. November 361) gestorben sey; er ward 
nun allein Regent und fing an dem Christenthume abtrünnig zu werden und die 
Bekenner desselben zu verfolgen; er fiel jedoch schon am 25. Juni 363 in einer 
Schlacht gegen die Perser, der Letzte vom Stamme Constantius des Großen. 
Nach ihm wurde Jovianus zum Kaiser ausgerufen, er starb aber schon im 
folgenden Jahre, und nun wurde Valentinian I. auf den Thron erhoben, 
der seinen Bruder Valens zum Mitregenten ernannte; beide waren ziemlich 
roh und grausam. Valentinian beherrschte die westlichen Provinzen, worunter 
auch Norikum und Illyrikum waren. Damals begannen scholl Anstürmungen 
verschiedener Feinde gegen das römische Reich, besonders aber der mächtigen 
Gothen. Unter ihm wurden die schon vernachlässigten Burgen in Pannonien 
und im Norikum hergestellt und neu erbauet, er starb im J. 373. Seine Söhne 
Gratian und Valentinian II. bestiegen den Thron und regierten ge¬ 
meinschaftlich mit ihrem Onkel Valens. Aus dieser Zeit ist wohl auch 
der Denkstein herzuleiten, der noch zu Wien vorhanden ist, auf dem die Errich¬ 
tung einer Burg auf Befehl dieser drei Fürsten erwähnt wird 2); nur wäre es 
möglich, daß Gratian noch bei Lebzeiten seines Vaters Mitregent geworden ist. 
Um diese Zeit empörten sich die Gothen, welche im östlichen Theile des römischen 
Reiches Aufnahme gefunden hatten, aber von den Statthaltern sehr gequält 
wurden, und verwüsteten mehrere Länder desselben; daher beschloß Kaiser Valens, 
selbst gegen dieselben zu ziehen. Gratian hatte indessen in den Gegenden von 
Rhätien, am Bodensee, mit den Alemannen zu kämpfen und schlug auch die¬ 
selben im Februar des Jahres 378 3); er wollte nun dem Kaiser Valens zu 
Hilfe eilen, und zog vom Bodensee hinweg durch unsere Gegenden nach Lau- 
riacum4); von da fuhr er auf Schiffen weiter hinab, hörte aber, daß Valens 
bereits schon die entscheidende Schlacht bei Adrianopel und auf der Flucht das 
Leben verloren habe; dies ereignete sich im J. 378. Die Gothen, an welche sich 
auch Markomannen und Quaden anschlössen, verwüsteten nun fürchterlich Pan¬ 
nonien und andere Provinzen. Gratian theilte die Herrschaft mit seinem tapferen 
-------  
1) Mamertinus (sein Gefahrte und Geschichtschreiber) sagt: Omnes urbes aditae, quae Da. 
nubium incolunt. Panegyr. c. 7, p. 288. 
2) Von ihm wird weiter unten die Rede seyn. 
3) Stahlin's Gesch. von Wurtemberg, I. B. S. 137. 
4)  Ammianus Marcellinus lib. 3l c. 10. Gratianus exinde digressus per castra, quibus 
Felicis arboris (in Rhatien, nun Arbon) nomen est) per Lauriacut« ad opitulandum oppres¬ 
sae parti porrectis itineribus ire tendebat,
	        
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