Volltext: Die Dachsteingruppe

Die Dachsteingruppe 21 
im Dachsteingebiet begann, bestehen genaue Beobachtungen. Eine Reihe vorzüglicher 
Photographien, immer wieder vom gleichen Standpunkt aufgenommen, lassen uns die 
Veränderungen im Bild erkennen und die genaue Vermessung von Oberst H üb l setzt 
uns in die Lage, die weiteren Umgestaltungen auf Größe und Volumen nachzurechnen. 
Wie erwähnt, fehlt ihm, von Dirndln und Dachstein-Ostwand abgesehen, ein eigent- 
liches Hintergehänge. Doch erkennt man an den bald mehr, bald weniger ausgeaperten 
Eissteinen nördlich der Dachsteinwarte das Zusammenwachsen zweier Karböden, die 
in rund 2400 mHöhe in einer Stufe zu einem tieferen Boden abfallen, in dem jetzt 
der Gletscher in 2084 mHöhe endet, über einen rundgebuckelten Riegel stoß hier das 
Eis noch vor ein paar Jahrzehnten in das Taubenkar hinab, wo ein Cissee in 1909 m Höhe 
den tiefsten Punkt des Zungenbeckens erfüllt. Das Zungenende lag in 1933 Höhe; 
der Gletscher hatte 1884 eine Länge von 3,7 eine mittlere Breite von 2,4 
und ein mittleres Gefälle von 14,5°. Dieser untere Teil der Zunge, der nur 300 
bis 400 mbreit war, führte ursprünglich den Namen Karlseisfeld, den übrigen Teil 
bezeichnete man als Hallstätter Gletscher. 1856 war das Kar noch mit einem 100 m 
mächtigen Ciskuchen bedeckt, 1856 bis 1884 ging der Gletscher um 104, bis 1907 um 
1300 mzurück. Zuerst entstand auf der unteren Stufe ein großes Loch in der Zunge, 
1890 erfolgte eine vollständige Trennung der oberen und unteren (Bispartie, 1907 
waren vom toten Ciskuchen im Kar nur mehr einige kleine, mit Schutthalden bedeckte 
Reste an den Seitenwänden vorhanden. Den Massenverlust des Gletschers berechnet 
A. Böhmvon Böhmersheim zu 200 Millionen Kubikmeter. 
Weniger ansehnlich ist der Schladminger Gletscher (Abb. 6, S. 19), der sich an den 
sanften Ostabfall anlehnt. Cr wird vom Koppenkarstein und dem Gjaidstein gespeist 
und hängt am Gjaidsteinfattel mit dem Hallstätter Gletscher zusammen. Anter dem 
Gjaidstein sind jetzt nur einzelne, locker zusammenhängende Firnhänge und auch der 
eigentliche Gletscher endet in zwei getrennten Zungen, die nördliche in 2283 m Höhe. 
Die Moränenentwicklung ist unbedeutender als beim Hallstätter und Gosaugletscher. 
Das Firnfeld im Cdelgries endlich ist wieder nur vereister Lawinenschnee. Im be- 
nachbarten Koppenkar und Landfriedtal, die frische Spuren der Gletscherwirkung ent¬ 
halten, gibt es noch kleine Flecken von Firnschnee. 
Karsterscheinungen und 
Karsthydrographie □ 
Wo die Gletscher zu Ende gehen, fangen die weiten Kar- 
renfelder an, die im Norden und Osten den zentralen 
Stock umgeben. S i m o n y hat seinerzeit bei ihrer Aus- 
bildung in erster Linie an subglaziale Gewässer gedacht. Wenn dies nun auch in dieser 
Allgemeinheit nicht richtig ist, wird man doch zugeben müssen, daß der in allen Rund- 
Höckermulden liegende Schnee, den man auch im Hochsommer noch auf dem Plateau 
trifft und der im Frühsommer die weite Hochfläche „Aus dem Stein" so eindrucksvoll 
gliedert, reichlich Schinelzwasser zur Verfügung stellt, das den nackten Fels immer 
wieder zu korrodieren vermag. Kurze parallele Rillen auf steilen Gehängen, längere, 
gewundene Rinnen auf sanfter geneigten Platten, Karrengruben und -Klüfte, wo sich 
die kleinen und großen Spalten vereinigen, sind Zeugen der lösenden Tätigkeit des 
Wassers, das seine Kohlensäure noch nicht den Pflanzen, wohl aber der Luft zu ent- 
nehmen vermag (Abb. 6, S. 19 und 4, S. 10). Der Grund der Karböden, wo die 
Gletscher schon Wannen vorgearbeitet haben und die rundgebuckelten Flächen des 
Schliffbordes sind mit großen und kleinen Dolinen besetzt. Der Weg von der Feister- 
scharte zur Gjaidalm geht beständig auf und ab und weicht doch allen tieferen Löchern 
und Mulden aus. Das 50 mweite und 20 m tiefe Tiergartenloch unterhalb der Wies- 
alm auf dem Weg zur Simonyhütte, das wiederholt als Cinsturzhöhle gedeutet wurde, 
könnte recht gut auch ein durch Verkarstung umgestalteter Gletscherkolk sein. Weiter 
im Westen aber gibt es im Langtal und im Hochkessel natürliche Felsbrücken längs 
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