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Der friedlichen Beilegung des Aufruhrs schien nichts mehr im
Wege zu stehen.
HI.
Wir haben berichtet, wie lange die Bauernausschüsse gezögert
hatten, auf die Einladung der neuen kaiserlichen Kommissare zu
Verhandlungen irgend eine Antwort zu geben und wie jene deshalb
die Hoffnung aus Frieden verloren und den Angriff befohlen
hatten (1). Am 11. August brachen endlich Madlseder und Holz
müller mit anderen Ausschüssen von Wels auf (2), doch kamen sie
erst am 14. bei den kaiserlichen Kommissaren in Melk an (3).
Sie übergaben denselben die Anfang Juli zu Stevr verfaßte
Beschwerdeschrift (4) und verlangten, daß vor jeder Verhandlung
Religionsfreiheit gewährt werden solle. Die Kommissare wichen
dieser Forderung aus, indem sie erklärten, dieselbe müsse mit den
anderen Beschwerden erörtert und zunächst die Verantwortung der
beschuldigten bayrischen Beamten gehört sowie allen Feindseligkeiten
ein Ende gemacht werden. Hierauf erwiderten die Ausschüsse, daß
sie keine Vollmacht zu Abmachungen besäßen, weil die Wege zu weit
seien, als daß sie jene von all den zahlreichen Gemeinden hätten
beibringen können, sie seien vielmehr nur gesandt, um zu hören und
zu berichten. Offenbar suchten sie auch jetzt noch, die Verhandlungen
ergebnislos in die Länge zu ziehen, da ihre Hauptforderung nicht be
willigt wurde. Schließlich ließen sie sich jedoch dahin bringen, daß sie
versprachen, sich gemäß einem ihnen zugestellten Entwürfe unbe
schränkte Vollmacht zu verschaffen, und daß sie sich schriftlich an Eides
üatt verbürgten, daß alles, was sie inzwischen mit den Kommissaren
vereinbaren würden, von den Bauern erfüllt werden solle.
Darauf legten ihnen die Kommissare einen Vertrag über einen
Waffenstillstand, welcher vom 22. August an acht Tage lang daueru
solle (6), zur Unterzeichnung vor. Sie zeigten sich dazu geneigt, er
klärten indes, daß sie sich nicht getrauten, die darin festgesetzte Auf
hebung der Belagerung von Linz bei den allzusehr erbitterten
Bauern zu erlangen, wenn nicht der Statthalter von dort entfernt
würde.
Niemand konnte geneigter sein, aus dieses Begehren einzu
gehen, als der Abt von Kremsmünster, der alte Gegner Herbers
dorfs (6). Er und seine Mitbevollmächtigten beeilten sich daher beim