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Ruhr unter den Soldaten und Einwohnern immer heftiger um
sich (1). Das alles blieb den Belagerern nicht verborgen. Schon
anfangs August erzählte ein bei ihnen gewesener Bauer an der baye
rischen Grenze, man esse in der Stadt Roßfleisch und die Bauern
wollten daher nicht mit Gewalt Vorgehen, sondern warten, bis der
Hunger den Statthalter heraustreibe (2). Zwei Wochen später- hörte
der Verwalter zu Obernzell von seinen österreichischen Nachbarn das
selbe mit dein Zusatze, es seien nur noch drei Rosse in der Stadt (3),
und am 24. August versicherte Wiellinger den Landleuten zu Wels,
die Bauern hätten einen Zettel aufgefangen, wodurch der Statthal
ter dem Obersten Löbl melde, wenn dieser ihn nicht entsetze, müsse er
sich Gott oder dem Teufel ergeben (4). Die Belagerer mochten da
her die Uebergabe der Stadt von Tag zu Tag erwarten und deshalb
weder den Kaiserlichen entgegentreten, noch einen Sturm unter
nehmen.
Erst am 19. August kam es wieder zu einem Waffengange. Ver
handlungen, welche, wie unten Zu berichten, von den kaiserlichen
Kommissaren eingeleitet waren, veranlaßten den Statthalter, das
Feuer, womit er jede Bewegung der Bauern erwiderte, einzustellen.
Alsbald führten diese ihre Laufgräben wieder gegen den Hofgarten
am Schlosse vor. Der Statthalter unternahm deshalb einen Aus
fall, doch wurde derselbe mit Verlust zurückgeschlagen und es ent
stand in der Vorstadt ein Brand, der weitere Teile derselben ver
wüstete (6).
Das steigerte die Feindseügkeit der Landbauern. Am
21. August schlugen sie den Linzer Ständer: ab, Erasmus d. Ae. von
Starhemberg in deren Auftrag nach Melk reifen zu lassen, und schick
ten sogar Schreiben derselben an die Kommissare unter dem Vor
wände, es fehle ihnen an Beten, zurück (6).
Friedlichere C timmung bekundeten die Donaubauern. Am 21.
oder 22. schickten sie aus dem Urfahr einen Trommler nach Linz, um
sich darüber zu beschweren, daß d?r Statthalter einen, wie wir unten
vernehmen werden, von den kaiserlichen Kommissaren vorgeschla
genen Waffenstillstand nicht beobachte (7). Mit dem Trommler, für
welchen vorher Geleit erbeten und zugesagt worden, kamen unan
gemeldet noch vier andere Männer, darunter der frühere Stadtschrei-
ber von Steyr, Balthasar Mayr, und der gewesene Gerichtsschreiber
von Steyregg, Georg Hoffmann, welche den Bauern als Kriegs
sekretäre, beziehungsweise als Feldschreiber dienten (8). Diese L^ute
in seine Gewalt zu bekommen, mußte dem Statthalter sehr wün
schenswert erscheinen, um die Beteiligung des Adels am Aufstande
und andere Geheimnisse der Empörung, die er vermutete, zu erfor-