Volltext: Der oberösterreichische Bauernaufstand des Jahres 1626 [Band 1] ([1] /1904)

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Ruhr unter den Soldaten und Einwohnern immer heftiger um 
sich (1). Das alles blieb den Belagerern nicht verborgen. Schon 
anfangs August erzählte ein bei ihnen gewesener Bauer an der baye 
rischen Grenze, man esse in der Stadt Roßfleisch und die Bauern 
wollten daher nicht mit Gewalt Vorgehen, sondern warten, bis der 
Hunger den Statthalter heraustreibe (2). Zwei Wochen später- hörte 
der Verwalter zu Obernzell von seinen österreichischen Nachbarn das 
selbe mit dein Zusatze, es seien nur noch drei Rosse in der Stadt (3), 
und am 24. August versicherte Wiellinger den Landleuten zu Wels, 
die Bauern hätten einen Zettel aufgefangen, wodurch der Statthal 
ter dem Obersten Löbl melde, wenn dieser ihn nicht entsetze, müsse er 
sich Gott oder dem Teufel ergeben (4). Die Belagerer mochten da 
her die Uebergabe der Stadt von Tag zu Tag erwarten und deshalb 
weder den Kaiserlichen entgegentreten, noch einen Sturm unter 
nehmen. 
Erst am 19. August kam es wieder zu einem Waffengange. Ver 
handlungen, welche, wie unten Zu berichten, von den kaiserlichen 
Kommissaren eingeleitet waren, veranlaßten den Statthalter, das 
Feuer, womit er jede Bewegung der Bauern erwiderte, einzustellen. 
Alsbald führten diese ihre Laufgräben wieder gegen den Hofgarten 
am Schlosse vor. Der Statthalter unternahm deshalb einen Aus 
fall, doch wurde derselbe mit Verlust zurückgeschlagen und es ent 
stand in der Vorstadt ein Brand, der weitere Teile derselben ver 
wüstete (6). 
Das steigerte die Feindseügkeit der Landbauern. Am 
21. August schlugen sie den Linzer Ständer: ab, Erasmus d. Ae. von 
Starhemberg in deren Auftrag nach Melk reifen zu lassen, und schick 
ten sogar Schreiben derselben an die Kommissare unter dem Vor 
wände, es fehle ihnen an Beten, zurück (6). 
Friedlichere C timmung bekundeten die Donaubauern. Am 21. 
oder 22. schickten sie aus dem Urfahr einen Trommler nach Linz, um 
sich darüber zu beschweren, daß d?r Statthalter einen, wie wir unten 
vernehmen werden, von den kaiserlichen Kommissaren vorgeschla 
genen Waffenstillstand nicht beobachte (7). Mit dem Trommler, für 
welchen vorher Geleit erbeten und zugesagt worden, kamen unan 
gemeldet noch vier andere Männer, darunter der frühere Stadtschrei- 
ber von Steyr, Balthasar Mayr, und der gewesene Gerichtsschreiber 
von Steyregg, Georg Hoffmann, welche den Bauern als Kriegs 
sekretäre, beziehungsweise als Feldschreiber dienten (8). Diese L^ute 
in seine Gewalt zu bekommen, mußte dem Statthalter sehr wün 
schenswert erscheinen, um die Beteiligung des Adels am Aufstande 
und andere Geheimnisse der Empörung, die er vermutete, zu erfor-
	        
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