Volltext: Die Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen [Band 3]

Die Deutschen in Südungarn. 
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tragen ein weißes Kopftuch. Eigenthümlich ist, daß in manchen 
deutschen Ortschaften die Trauer um einen Todten durch weiße 
Kopftücher ausgedrückt wird. Die Füße des weiblichen Geschlechts 
stecken in ausgeschnittenen Schuhen und blauen Strümpfen mit 
rothen Zwickeln. Als eigentlichen Schmuck trägt das deutsche 
Bauernmädchen nur silberne Ohrgehänge; nach der Verehelichung 
aber den Ehering. Während der Sommerszeit deckt den Kopf der 
arbeitenden Mädchen und Weiber ein breitkrämpiger, meist selbst 
verfertigter Strohhut. 
Im Allgemeinen kennt der Banater Deutsche keinen Kleider 
luxus, obgleich die reichen „Hadbauern" auch darauf (insbesondere 
auf die Feinheit des Kleiderstoffes, dann auf die Anschaffung von 
Taschenuhren, Ketten rc.) gerne Manches „aufgehen" lassen. 
Bei dem arbeitsvollen Leben bleibt dem Banater Deutschen 
wenig Zeit zum Sinnen und Kopfhängen; er hat dazu auch von 
Natur aus geringe Neigung. Durch und durch praktisch, ein 
fermer Rechner, großer Egoist und Sparmeister, voll Mißtrauen 
gegen die „Herrischen", geht er unentwegt seiner Arbeit nach und 
legt sich dabei oft mehr auf, als recht und dienlich ist. In dem 
Besitz von Grund und Boden erkennt er das Ideal; je mehr 
Ackerland, desto höher seine Befriedigung. Darum pachtet er meist 
zu seinem Eigenland noch Felder von den benachbarten Serben 
und Rumänen, wobei dann aus dem Pächter häufig ein Eigen 
thümer wird. Der Fleiß des Banater Deutschen ist sprichwörtlich; 
er hat dessen aber auch vonnöthen, wenn er die Fülle der Arbeiten 
bewältigen will. Denn der Boden des Banats trügt trotz der schweren 
Mißhandlungen und Ausbeuten, die er in den letzten Decennien 
erdulden mußte, noch immer sehr reichlich. Ein Joch Ackerland 
ä 16000 Klafter gibt bei einer guten Mittelärnte 50—60 Metzen 
Hafer (ü 56 Liter), 20—35 Metzen Weizen (und was für Sorte!), 
25—30 Metzen Mais in Körnern, 20—25 Metzen Reps u. s. w. 
In guten Jahren ist der Erlös oft dem Werthe des Bodens gleichi 
Dabei wird der Acker im Allgemeinen wenig oder gar nicht 
gedüngt; der Boden würde durch den Dünger zu üppig werden 
und das Getreide zu sehr in die Halme schießen. 
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