Volltext: Die Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen [Band 3]

Die Deutschen und das Städtewesen in Ungarn. 
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freien luftigen Zelten blieb noch für lange Zeit die liebgehegte 
Gewohnheit des kriegerischen Nomadenvolkes. 
Aber die Magyaren trafen noch auf andere Keime 
städtischer Ansiedlungen. In den slavischen Fürstenthümern 
an der Neitra und am Plattensee hatte (wie wir oben gesehen) 
das Christenthum die Herrschaft errungen und daneben auch deutschem 
Volkselemente Raum geschaffen. Die Moosburg lMosapnrc, 
heute SzalavLr), Salapiug (Salabng), Gensi (Guns), Fünfkirchen 
u. a. Orte im Westen, dann Neitra und Preßburg im Norden 
bezeugen die Anfänge städtischer Anlagen mit vorwiegend deutscher 
Bürgerschaft. 
Noch eine dritte Art fester Wohnplätze fanden die 
magyarischen Reiter bei ihrer Ankunft vor; wir meinen die von 
den Slaven erbauten Burgen. Wie in anderen von Slaven 
bewohnten Gebieten, so erhoben sich auch in Ungarn gemäß der 
slavischen Geschlechterverfassnng zahlreiche Stammburgen (grad), 
und zwar entweder inmitten von Sümpfen und ftießenden Gewäs 
sern oder aber an den Ausläufern eines Bergrückens. Diese 
Burgen waren mit Wällen und Gräben geschützt. Im Schutze 
einer solchen Burg sammelte sich dann das zugehörige Geschlecht, 
dessen gemeinsames Besitzthum überdies durch einen Grenzwald 
gegen friedlose Nachbarn behütet wurde. Solche altslavische 
Geschlechterburgen waren in Ungarn Neograd, Wischegrad, 
Csongrad, Szolnok, Dowina (Theben), Gran; in Sieben 
bürgen Belgrad (Weißenburg, heute Karlsburg) u. a. 
Die Magyaren erkannten bald die Wichtigkeit solcher befestigter 
Orte für die Vertheidigung ihres Landes und insbesondere wen 
deten die Könige später den Burgen und Städten ihre sorgfältige 
Aufmerksamkeit zu. Die Burgen wurden die Mittelpunkte der 
allmählich sich entwickelnden ungarischen Comitats-Verfassung; in 
ihrem Schutze lagen die königlichen Domänen, auf denen die 
Burgunterthanen angesiedelt wurden, welche theils zur Vertheidi 
gung der Burg bestimmt waren, theils die königlichen Güter bewirth 
schafteten oder gewisse Hofdienste zu versehen hatten. Aus solchen 
Burgflecken entstanden dann größere Ansiedlungen, die mit der
	        
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