Volltext: Die Polen und Ruthenen in Galizien [Band 9]

8 
Land und Leute. 
Geldbeutel immer Münze genug, um seinen kleinen, in guter und 
schlechter Zeit unveränderlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. 
Das Haupteinkommen bildet die Milch- und Käsewirthschaft. 
Jeder selbständige Wirth (gazda) treibt seine Kühe und Schafe, 
sobald es das Wetter gestattet, in die Halen (Gebirgsweiden), wo 
sie von den Hirtenhäuptlingen (baca) und deren Untergebenen 
(juhas) übernommen und den Sommer hindurch, so lange es sich 
thun läßt, gehütet werden. Eine Sennhütte ohne Fenster und Dach 
boden dient zur Unterkunft, zur Fabrication des Käses und der 
sogenannten Bryndza. Die dabei beschäftigten Leute kennen auch 
den Sommer keine andere Nahrung, Milchtransporte nach den 
Dörfern sieht man auf kleinen schrittfesten Gebirgspferden in Ge 
stalt zweier am Sattel gehefteter flacher Holzgeschirre, von einem 
oft bildschönen, nach Amazonenart reitenden Mädchen geführt, 
den Thaldörfern zukommen. Die ganze Unternehmung ist eine 
Art primitiver Association, die mit patriarchalischer Rechtschaffenheit 
eingehalten, ohne Streitigkeiten und Rechtshändel vor sich geht. 
Schlank und behend in allen seinen Bewegungen, elastisch, 
ohne stark und kräftig zu sein, im Herumtreiben unermüdet, zur 
anstrengenden Arbeit untauglich, guter Schütze, flinker Tänzer, 
schlagfertig in Antwort und Witz, der Civilisation leicht zugäng 
lich und doch nur in seinem Gebirgslande wohl sich fühlend, ver 
schmitzt und geldgierig, als Führer ein Nimmersatt den Fremden 
gegenüber, in seiner Vergangenheit nicht ohne räuberische Jnstinete : 
ist der galizische Tatrabewohner ein Liebling aller empfänglichen 
und romantischen Seelen, was er mit vieler Treuherzigkeit und 
nicht ohne einen leisen Anflug von Ironie entgegennimmt. Eigent 
liche Unterthansverhältniffe hat er nie gekannt, mit einem trau 
lichen „Ihr" redet er jeden an. Er liefert ein bedeutendes Con- 
tingent dem Priesterstande in Galizien.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.