Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Namen und Herkunft. 
doch auch gebundenen und geregelten Seßhaftigkeit und des liegenden 
Besitzes, dafür auch Mangel an Neid und Schelsucht gegen den 
Besitzenden — diese Charakterzüge des Zigennervolkes sind keines 
wegs geeignet, die ursprüngliche „Unterdrückung und Verachtung" 
desselben in ihrer Urheimat zu beweisen. Was oft „Melancholie", 
„düsterer Blick" u. dgl. sein soll, ist in den meisten Fällen nur 
Ausdruck des Stumpfsinnes, der mangelnden geistigen Thätigkeit 
und einer Gefühllosigkeit, die bei dem thierischen Wesen eines solchen 
rohen Volkes ganz natürlich erscheint. 
Einwanderung und Verbreitung in Europa 
Wann und auf welchem Wege sind die Zigeuner nach Europa 
gekommen? Diese Doppelfrage ist natürlich für diejenigen über 
flüssig, welche das Autochthonenthum der Zigeuner in Europa 
behaupten und denselben daselbst eine fast prähistorische Existenz 
zusprechen wollen. Stellt man sich aber auf den allein richtigen 
Standpunkt, den die vergleichende Sprachforschung uns nachgewiesen 
hat, dann unterliegt die Einwanderung der Zigeuner ans 
Indien oder aus einem von indisch sprechenden Menschen be 
wohnten Lande nach Europa keinem Zweifel. Es handelt sich 
demnach nur um die Zeit und um den Weg dieser Wanderung. 
Aber leider befinden wir uns dabei sofort wieder inmitten 
von Hypothesen und Vermuthungen. Gegen die Annahme, dass 
die Auswanderung der Zigeuner in eine sehr frühe Zeit, etwa an 
den Anfang unserer Zeitrechnung oder gar vor dieselbe zu setzen 
sei, könnte, wie Miklosich bemerkt, der Umstand eingewendet 
werden, daß die Sprache der Zigeuner hinsichtlich der Grammatik 
sich an die heutigen arischen Sprachen Indiens so nahe anschließt, 
Schwicker, die Zigeuner. 2