Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Musik und Gesang der Zigeuner. 
159 
Musik und Gesang der Zigeuner. 
Wie alt die Beschäftigung der Zigeuner mit der Musik ist. 
beweist die Erzählung, daß die Luri's (auch „Luli's") in Persien, 
welche mit den Zigeunern in Europa für eines Stammes gehalten 
werden, bereits vor 1409 Jahren in einer Anzahl von 10.000 bis 
12.000 Köpfen als.Spielleute auf eine durch Behramgur au 
Schankal. den König von Kanodsche. ergangene Bitte aus Indien 
herbeigerufen wurden. In Europa erscheinen die Zigeuner als 
Musiker in der Türkei, dann in Rumänien, vor Allem jedoch in 
Ungarn, das man heutzutage ohne „Zigeunermusik" gar nicht 
denken kann, so daß ein oberflächlicher französischer Tourist die 
Geschmacklosigkeit beging, dieses Land überhaupt als „Land der 
Zigeuner" zu bezeichnen. Thatsächlich ist in Ungarn das gewöhnliche 
Musikantenthum mit dem Zigeunervolke derart verbunden, daß man 
hiertands jeden Musikanten kurzweg einen „Zigeuner" nennt und 
die Redensart „die Zigeuner" rufen oder holen, bedeutet stets die 
„Musikbande" rufen oder holen. 
Die Zigeunermusik bedient sich vorwiegend der Streich 
instrumente: zwei Violinen (zigeunerisch Schetra, in Rumänien 
„leuta“), ein Cello, ein Violon oder eine Baßgeige, eine Klari 
nette und ein Cymbal (Schlagzither. Hackbrett) ist die gewöhnliche 
Zusammensetzung eines Zigeuner-Orchesters; Trompeten und andere 
Blech- und Blas-Jnstrumente liebt der Zigeuner nicht. Die 
musikalische Kunst erlernt der Zigeunerjunge in früher Jugend; 
oft ohne besondere Anleitung. Er folgt dabei nur seinem Gehör 
und bringt es auf diesem naturalistischen Wege oft bis zu unglaub 
licher Fertigkeit. Ist der Vater selbst Musiker, dann zeigt er dem 
Burschen einzelne Handgriffe, gibt ihm Weisungen über Haltung,