Volltext: Die Zigeuner in Ungarn und Siebenbürgen [Band 12]

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Physische Beschaffenheit und Lebensweise. 
Oberrichter (Oberwojwoden) haben. Derselbe wohne zeitweilig in 
Miskolcz, zeitweise in Schemnitz. Dieser Oberrichter schicke mehrere 
Sammelbüchsen herum, damit in denselben die „milden Gaben" 
aufbewahrt werden, über deren Verwendung die Zigeuner kein 
Geständnis machen wollten. Auch wird behauptet, daß dieser 
Oberrichter selbst Todesurtheile fälle und dieselben auch vollstrecke. 
Aber von anderer Seite her erklärt man diese Mittheilungen für 
leeres Gerede, an dem „kein wahres Wort" sei. Immerhin bleibt 
zu bemerken, daß in Deutschland die Zigeuner auch gegenwärtig 
in „Landsmannschaften" mit ordentlichen „Hauptleuten" organi- 
sirt sind. 
Die Wahl der Zigeunerrichter scheint in Ungarn für die 
Lebenszeit des Betreffenden zu gelten; in Deutschland dauert das 
Amt des Zigeunerrichters sieben Jahre. Die Neuwahlen geschehen 
jedesmal in der Pfingstwoche. Auch in Ungarn hat die Pfingst- 
zeit für den Zigeuner ihre besondere Bedeutung als Freudefest, 
bei welchem man sich gerne mit Stammesgenossen zusammenfindet', 
um die Lieblichkeit der neugeschmückten Natur gemeinsam zu genießen. 
Interessant erscheint ferner die Nachricht Liebichs über die Zigeuner 
in Deutschland, daß nämlich denselben bei Strafe der Ächtung 
verboten sei, Gensdarmerie- oder überhaupt Polizeidienste zu nehmen. 
Wahrscheinlich, damit sie nicht in die Lage kommen, eigene Stammes- 
genosien in das verhaßte Gefängnis bringen zu müssen; nur aus 
nahmsweise erlaube der Hauptmann die Annahme der Stelle eines 
Waldhüters, Forstläufers u. dgl.
	        
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