Volltext: Durchbruchstäler am Südrand der Böhmischen Masse in Oberösterreich [1]

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11 50495 
1. Veröffentlichung 
Durchbruchstäler 
am Südrand der Böhmischen Masse in Oberösterreich 
Von 
Dr. Hans Kinzl, 
Assistent am Geographischen Institut der Universität Innsbruck 
«■ 
^ie Mitte des Landes Oberösterreich wird von dem 
zwischen die Alpen im 8 und die Böhmische 
Masse im N eingebetteten Alpenvorland eingenom¬ 
men, das sich aus tertiären Meeres- und Flußab¬ 
lagerungen aufbaut, die aber auf weite Flächen 
hin noch durch eine mehr oder minder mächtige Decke 
von Schottern und Moränen des Eiszeitalters ver¬ 
hüllt werden. 
Mit steilen Rändern grenzt die tief zertalte Plateau¬ 
landschaft der Böhmischen Masse an diese von jün¬ 
geren Schichten erfüllte Senke. In zahlreichen Buch¬ 
ten reichen die tertiären Meeresablagerungen in 
Form von groben Sanden oder des Schliers, eines 
blaugrauen, blättrigen Mergels, in die hauptsächlich 
aus granitischen Gesteinen bestehende Böhmische 
Masse hinein, während umgekehrt von dieser größere 
Sporne vorragen. Der 8-Rand des Massivs stellte 
zur Zeit des Schliermeeres eine reichgegliederte 
Steilküste dar, die sich durch viele halbinselartige 
Landvorsprünge auszeichnete, an deren Felsenkaps 
sich die Brandungswogen des Meeres brachen und 
hier jene großen Felsblöcke losrissen und zu schönen 
Kugeln rollten, wie wir sie z. B. in Allerding bei 
Schärding in großer Aahl noch heute vor uns sehen. 
Im Laufe der allmählichen Verlandung des Schlier¬ 
meeres wurde jedoch dieses stark zerlappte Küsten¬ 
gebiet unter den Sanden und Mergeln begraben, 
die auch noch auf größere Erstreckung hin auf die süd¬ 
lichen Teile der Böhmischen Masse übergriffen. Un¬ 
gehindert konnten große, aus den Alpen stammende 
Flüsse ihre Schottermassen auf der durch die Auschüt- 
tung des Meeres entstandenen Oberfläche bis in die 
Gegend des heutigen Passau nordwärts ausbreiten. 
Diese llberdeckung des 8-Randes der Böhmischen 
Masse durch tertiäre Schichten gibt uns die Erklä¬ 
rung für die wichtigste Tatsache in der Landformung 
des mittleren Oberösterreich, den eigentümlichen 
Lauf der Donau, die, anstatt ihren Weg durch die mit 
jungen, leicht zerstörbaren Ablagerungen erfüllte 
Senke des Alpenvorlandes zu nehmen, in mehreren 
Engtalstrecken die südlichen Ausläufer des Massivs 
durchbricht und größere Teile davon abschneidet. 
Schon im Jahre 1891 hat, nach verschiedenen 
anderen Erklärungsversuchen, A. Pen cf1) diese 
Durchbrüche damit erklärt, daß die Donau ihr Tal 
ursprünglich auf einer von jüngeren Ablagerungen 
überdeckten Landoberfläche angelegt und sich nach 
der Durchschneidung dieser Schichten erst nachträg¬ 
lich ihr Engtal im Urgestein eingetieft habe. In dem 
Maße, als der Strom im Bereich der Böhmischen 
Masse in die.Tiefe arbeitete, lebte aber die alte S?nke 
des Alpenvorlandes wieder auf, wo ja die Flüsse die 
weichen Schichten mühelos ausräumen können. 
Wenn also der Donaulauf mit den heutigen Formen 
und Höhenverhältnissen der Landschaft nicht in Ein¬ 
klang steht, so kommt dies daher, daß ein altes, im 
Tertiär begrabenes Relief neben dem Donaulauf 
wieder auflebt. Seit Richthofen ist für diese Art der 
') Die Donau. Schriften des Vereines zur Verbreitung 
naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Band XXXI.
	        
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