Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

9. 
WORUM ES GEHT 
„Meine Ehre gehört mir! Nie habe 
ich etwas begangen, was irgendjemand 
das Hecht geben würde, meine Ehre 
anzutasten.“ 
Es geht darum, wieder einmal klare, eindeutige staats¬ 
rechtliche Verhältnisse zu schaffen, die Ungarn nunmehr seit 
zehn Jahren, seit dem Akutwerden der Armeestreitigkeiten, 
vermißt. Es geht darum, Ungarn bei einmütiger und aufrich¬ 
tiger Anerkennung des Deäkschen Ausgleichwerkes zum stäh¬ 
lernen Balken des Haubsburgreiches zu gestalten. Es geht dar¬ 
um, durch die Sanierung der politischen Zustände in Ungarn 
die Monarchie selbst zu sanieren, die Unbotmäßigkeiten im Wie¬ 
ner Reichstag zu paralysieren und durch eine solche Festigung 
der Reichsgrundlagen rücklaufend auch das eigene Machtge¬ 
füge und die Sicherheit der tausendjährigen Grenzen zu 
stärken. 
Ein tausendjähriges Schicksal ruht auf den Pfeilern der 
dreißigjährigen Ausgleichsschöpfung, — das steht für Stefan 
Tisza außer jedem Zweifel. Wie aber diese wankenden Pfeiler 
befestigen, um den morschen Unterbau einen Schutzdamm 
errichten? Vielleicht besteht das Grundübel gar nicht so sehr 
darin, daß die Opposition etwas anderes will, sondern darin, 
daß sie selbst nicht recht weiß, was sie eigentlich will. Sie 
stürmt bald gegen die militärischen, bald gegen die wirtschaft¬ 
lichen Gemeinsamkeiten mit Österreich los, aber hier wie dort 
ist sie über das Maß ihrer Forderungen mit sich selbst nicht im 
klaren. Bald wird die selbständige Armee mit vollem Zugehör, 
bald werden bloß ungarische Kommandosprache und unga¬ 
rische Abzeichen gefordert; bald wünscht man, wirtschaftlich 
von der anderen Reichshälfte hundertprozentig loszukommen, 
bald wieder würde man sich mit kleinen zollpolitischen Zu¬