Volltext: Graf Stefan Tisza

8. 
OBSTRUKTION OHNE ENDE 
„Wir verfolgen nur dann eine rich¬ 
tige Nationalpolitik, wenn wir Öster¬ 
reich-Ungarn in jeder Einsicht kon¬ 
solidieren, auf daß es von Freund und 
Feind geachtet, groß und mächtig sei.C( 
Alles, was Stefan Tisza in den ersten Jahren seiner politi¬ 
schen Wirksamkeit an Worten und Werken hervorgebracht — 
seine agrar- nnd sozialpolitischen Vorschläge, sein mntiges 
Eingreifen in die kirchenpolitische Debatte, seine ersten Tast¬ 
versuche in der nationalen Minderheiten- nnd Balkanpolitik —, 
sind bloße Intermezzi, an dem großen Verlangen gemessen, 
das den jungen Parlamentarier, von den ersten oratorischen 
Kundgebungen angefangen, unausgesetzt spannt und treibt: 
dem Vorstoß der Opposition im Zeichen der nationalen Schlag¬ 
wörter Einhalt zu bieten. Was er sich vornahm, war nicht bloß 
ein Kreuzzug gegen politisch Andersgläubige. In Glaubens¬ 
sachen pochte Tisza stets auf seine Toleranz. Aber hier galt der 
Kampf in seinen Augen keinen Glaubensdogmen, sondern 
dem Schutz der nationalen Existenz. Auch sonst war Tisza kein 
leicht zu behandelnder Debatter, — doch erwies er sich Gegen¬ 
argumenten immerhin bis zu einem gewissen Grade zugänglich. 
Den Obstruenten der Armeevorlage gegenüber jedoch kannte 
er keinen Spaß. Hier witterte er gleich bei den ersten Zusam¬ 
menstößen die höchste Gefahr für den Fortbestand des unga¬ 
rischen Staates, die keine dilatorische Abwehr zuließ. 
Bei diesem Kampfe mit Feuer und Schwert war sich 
Tisza wohl bewußt, gegen den volkstümlichen , Strom zu 
kämpfen. Nationale Armeeforderungen? Wem hätten sie 
gefühlsmäßig nähergestanden, als ihm, der sich sämtliche 
Wahrzeichen der nationalen Größe und Selbständigkeit mit 
geradezu glühender Begeisterung zu eigen machte ? Aber Tiszas
	        
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