Volltext: Graf Stefan Tisza

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Bunde heim. Der alte Tisza setzt dieser Verwandtschaftsehe 
einen recht steifen Widerstand entgegen, und es kostet 
Stefan einen harten Kampf, seinen Willen durchzusetzen. Er 
wird schon in den nächsten Jahren Vater zweier Kinder. Doch 
bleibt ihm nur der Junge erhalten, die Tochter wird noch in 
ganz zartem Alter von der Dyphterie weggerafft. 
Es ist dies die Zeit, da das Bewußtsein der politischen 
Berufung in ihm erwacht und er sich mit vollem Eifer für 
diese Laufbahn rüstet. Schon während der Studentenjahre regt 
sich bisweilen dieses Bewußtsein. So schreibt er aus Heidel¬ 
berg an seinen ehemaligen Lehrer Geresi: „Den politischen Stu¬ 
dien unterziehe ich mich nicht eben aus dem Grunde, als ob ich 
die politische Laufbahn, sei es bei uns, sei es anderwärts, als 
besonders dankbar erachten würde; — aber ich verfolge sie 
aus Pflichtbewußtsein. Noblesse oblige! Wer dank seiner 
günstigen Lebenslage von den Kämpfen um die Selbster¬ 
haltung verschont ist, hat sich auch um die Leiden der ande¬ 
ren ein wenig zu kümmern. Ich treffe jetzt erst Vorbereitun¬ 
gen zur Arbeit; später werde ich bemüht sein, eine ent¬ 
sprechende Position zu erlangen, und ich werde sodann auch 
die geringste Arbeit nicht verachten, auch von der schwie¬ 
rigsten nicht zurückschrecken.“ Lange leistet Tisza dem inne¬ 
ren Rufe Widerstand. Er täuscht sich vor, auch in der 
Landeinsamkeit seinen Mann stellen, auch in kleinem Kreis 
für das öffentliche Wohl wirken zu können. Seine Fähigkeiten 
bilden für ihn einstweilen noch eine „ignota quantitas“, sie 
wollen erst in bescheidenerem Milieu erprobt werden. Er 
gehört nicht zu den Leuten, die sich Blößen zu geben pflegen, 
bevor sie in ein Handwerk hineinwachsen. Ist er aber erst fest 
von dem Bewußtsein seiner Mission durchdrungen, so steuert 
er kundig und sicher aufs Ganze los.
	        
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