Volltext: Graf Stefan Tisza

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EPILOG 
„Kann man sich die Zukunft der 
ungarischen Nation ohne Siebenbürgen 
vorstellen?“ 
Über Brenta-Alpen nnd Brenner, über krainischen und 
kroatischen Karst wälzen sich die aufgelösten Massen des ein¬ 
stigen k. n. k. Heeres in die Heimat, auf neuitalienischeni Bo¬ 
den von dem hart nachstellenden Feind bedrängt, dem es nach 
abgeschlossenem Waffenstillstand noch auf hundert- und etliche 
tausend Gefangene anbommt, auf slawischem Gebiet durch den 
feindlich gesinnten Bauern von Haus und Hof ferngehalten. 
Nur wenigen Glücklichen gelingt es, sich für Teilstrecken den 
Wracken von Eisenbahnwaggons anzuvertrauen, die man ver¬ 
mittels der spärlichen Reste an Kohle und Personal noch abrol- 
len lassen kann.' Man reist auf Dächern und Puffern; Stickluft 
und Kanten der Tunnels mähen die erschlaffte Überzahl ab. 
Ein gigantisch-fratzenhafter Danse macabre, — diese Heim¬ 
kehr in ihrer regellosen Hast. Das Echo mutwillig fort¬ 
geschleuderter Handgranaten hallt von allen Bergen hundert¬ 
fach wieder, Geschütztrümmer und Pferdeleichen verstellen 
die Straße, VerpfLegsmagazine werden geplündert, Kameraden 
stürzen wegen der Beute aufeinander los, Soldaten verschiede¬ 
ner Nationalität liegen einander in den Haaren, das Menschen¬ 
leben ist auch im Verkehr unter den Kampfgenossen von ge¬ 
stern wohlfeil geworden. In wirren Knäueln flutet man einer 
ungewissen Heimat zu, ohne jede Vorstellung dessen, was sich 
in der jüngsten Katastrophenwoche daheim zugetragen. Seit 
Tagen empfängt das zermürbte Heimkehrerheer keine Zeitung 
mehr. Arg verspätet und grob entstellt erreichen schließlich 
die Hiobsnachrichten der letzten Oktoberwoche diese trübe 
Novemberflut. Auch die Ermordung des Grafen Stefan Tisza 
wird nun bekannt. Magyarische Offiziere stecken mit den
	        
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