Volltext: Graf Stefan Tisza

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DER „PARLAMENTARISCHE DIKTATOR“ 
„Auf Gefahren, die sich gegen mein 
Volle richten, reagiere ich mit elemen¬ 
tarer Gewalt, die jedes Rechnen und 
Feilschen ausschließt.u 
Was Tisza vierzehn Jahre vorher als noch verhältnismä¬ 
ßig junger Mann gegen den Widerspruch des eigenen Vaters 
und der eigenen Partei vergeblich angestrebt, das ist nun dem 
Fünfzigjährigen als Alleinherrscher über einen großen poli¬ 
tischen Mechanismus endlich vergönnt: er ist Hauspräsident 
geworden und kann von dieser hohen Stelle aus die Geister der 
Unruhe unbarmherzig niedertreten und sein erträumtes Par¬ 
lament des ungestörten Mehrheitsregimes und der autoritati¬ 
ven Ordnung errichten. Es ist das die Erfüllung eines 
Wunschtraumes, der ihn in der langen Zwischenzeit stets ver¬ 
folgte. Er war inzwischen Ministerpräsident, aber wie gern 
hätte er doch diese Betrauung gegen den Ehrenstuhl des 
Speakers eingetauscht! Als Regierungschef ist man nur sehr 
bedingt und fallweise Herr und Meister des parlamentarischen 
Kräftespiels, schuldet Verantwortung nach mehreren Seiten, 
hat auf den Schutz der Ruhe und Ordnung im Hause nur 
sehr entfernten Einfluß; der Hauspräsident aber, durch das 
Mehrheitsvertrauen auf seinen Posten gestellt, ist über die 
Art, wie er die Geschäftsordnung auslegt und handhabt, nur 
dem eigenen Gewissen Rechenschaft schuldig. Seinen stähler¬ 
nen Nerven bleibt es anheimgestellt, Rechtsmißbräuchen jeder 
Sorte, auch wenn sie durch die Geschäftsordnung gerechtfer¬ 
tigt scheinen, mit züchtigender Strenge zu begegnen, und 
wenn es sein muß, auch eine neue Ordnung zu erzwingen. 
Tisza, dem prominenten Politiker, fehlte aber in der Vergan¬ 
genheit die unbedingte Gefolgschaft durch sämtliche Höllen¬ 
kreise, die ihn auf diesen Posten vollmächtig emporgehoben
	        
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