Volltext: Graf Stefan Tisza

AUF LITERARISCHEM PFADE 
„Wer im Schoße der Natur auf ge¬ 
wachsen ist, ... der kann wiriclich nicht 
begreifen, daß es Menschen gibt, die 
eines besonderen Mentors oder Dol- 
metschs bedürfen, um die Poesie der 
Natur zu begreifen.“ 
Ist es nicht verwunderlich, daß in der Periode, in der sich 
Tisza nach der langen Askese auf heimatlicher Scholle wieder 
mit voller Hingebung in die Arme der Politik wirft, ver¬ 
mittelnd, werbend, beschwörend, sich zu neuer Führung 
rüstend, Tag für Tag Redner im Parlament, im Parteiklub, in 
den Delegationen, auf Banketten, in Wahlversammlungen, 
Vereinen, bei Festlichkeiten oder Empfang von Deputationen, 
— daß dieser Vielbeschäftigte auch noch Muße findet, als 
Mann der Feder hervorzutreten, volkswirtschaftliche, histo¬ 
rische, soziale, weltanschauliche, ja sogar ästhetische Probleme 
zu erörtern? Und dies nicht etwa bloß von ungefähr, in der 
mehr nur markierenden, rasch und rhapsodisch arbeitenden 
Art des Journalisten, sondern in Essayform aufs Ganze los¬ 
steuernd, — stets von einer individuellen Warte aus, stets von 
gedanklicher Höhe, politische, ethische und wissenschaftliche 
Zielsteckungen zu einem höchst eigenartigen Weltbild ver¬ 
schmelzend ? 
Ohne die bezeichnenden Züge Tiszas, des Literaten, der 
im Zeiträume 1911/1912, inmitten fanatischster politischer 
Vorstöße und Anfeindungen, am eifrigesten bei der Sache ist, 
wäre das Porträt des Staatsmannes nicht vollständig. Denn 
Tiszas geistige Konstitution, die trotz der mit missionarer In¬ 
brust verkündeten Einheit und Einschichtigkeit seiner poli¬ 
tischen Endziele im Detail von einer faszinierenden Üppig¬ 
keit ist, in der die Merkzeichen des Streiters und des Proble- 
matikers einander durchdringen, verlangt nach der gleich¬
	        
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