Volltext: Aufbau oder Zusammenbruch!

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Die bisherige Volksschule hätte weiterzubestehen und wäre durch Wahl ent¬ 
sprechender Schulbücher nach deutschem Mutter — siehe bayrische Lese¬ 
bücher usw. — zweckmäßig für Stadt oder fand zu führen. Ihr an schloße sich 
die oierklaffige Bürgerschule, welche durch Eingliederung nötiger freifächer 
— französisch, Lateinisch usw. — zugleich die Untermittelschule zu ersehen, 
resp. an deren Stelle zu treten hätte. Demnach würden bis zum 14. Lebens¬ 
jahre alle Schüler die gemeinsame Schule besuchen und hätten dann schon 
ein Alter erreicht, in dem sie ihrer Berufswahl sich mit mehr Verständnis 
unterziehen könnten. Bei Austritt aus der Bürgerschule könnte dann die 
weitere Vermehrung des Gelehrten-Proletariates gut verhindert werden, indem 
die Aufnahme des Schülers in die dann folgende, vier Klaffen umfassende 
Mittelschule, der humanistischen, realistischen (an Stelle des Obergymnasiums 
und der Oberrealschule), der kommerziellen, technischen, landwirtschaftlichen 
oder gewerblichen Richtung, an eine Bestätigung der Abgangsschule gebunden 
wären, daß der Betreffende zum Weiterstudium befähigt sei. nichtbefähigten 
würde ein solches Zeugnis verweigert und sie dadurch zur Ergreifung eines 
anderen Berufes gezwungen. Der gleiche Vorgang wäre dann beim Ueber- 
tritte von der Mittelschule an die Hochschule einzuhalten. 
ln den Volks- und Bürgerschulen wäre der Lehrstoff tunlichst in lebens¬ 
praktischer Hinsicht zu erweitern — auf Kosten höherer, wissenschaftlicher, der 
Mittelschule vorzubehaltender sehrgebiete — und hierauf besonders auch bei 
Auswahl der Lesettücke, der Rechenaufgaben usw. Rücksicht zu nehmen. So 
dürfte es für die Mädchenbürgerschule wertvoller sein, hausroirtfchöstliche 
Stoffe, wie Hausrvirtlchaftslehre, Gemüsebau, Kleintierzucht usw., (tast der 
Geometrie in den Lehrplan aufzunehmen, ln den höheren Klaffen der Land- 
volksschule und in der Bürgerschule wären unbedingt die einfache Buch¬ 
führung, Kalkulation usw. für Gewerbe oder Landwirtschaft in den Lehrplan 
aufzunehmen, damit gerade diese Kreise des Nutzens und Vorteiles eines 
geordneten Rechnungswesens und genauer Ausschreibungen kundig würden. 
Durch die darin liegende wirtschaftliche Stärkung dieser Berufe erwüchsen 
auch dem Staate wesentliche Vorteile. Der Bürgerkunde wäre Raum zu 
schassen, damit die aus der Bürgerschule ihrem Lebensberufe sich zuwen¬ 
denden jungen Leute schon mit etwas Kenntnis ihrer staatsbürgerlichen 
Pflichten, der staatlichen Einrichtungen, des Polt- und Bahnwesens usw. ins 
Leben treten. 
Bezüglich der fremdsprachen wäre in den Schulen den Sprachen 
unserer slachbarländer im Staatsinterefle und im Interesse der Deutschen 
entsprechender Raum zu geben, indem man solche an Stelle der englischen, 
französischen und griechischen Sprache setzt, die den Handels- resp. Hochschulen 
als Wahlgegenstände vorzubehalten wären. Man kann ruhig behaupten, 
daß die bisher in unseren Mittelschulen gewonnenen englischen, französischen 
oder griechischen Sprachkennfniffe für mindestens 90% der Schüler voll¬ 
ständig wertlos waren, weil ihnen jede Gelegenheit zur Verwertung fehlte. 
Arbeiter- unö Arkeitsfrsge. 
Ausgehend von dem Standpunkte, den wir für den neuen Staat als 
den grundsätzlichen aufstellen wollen, dafj der Wert seiner Staatsbürger nicht 
nach Abstammung oder Protektion, sondern ausschließlich nach ihrer Kopf¬ 
oder Handarbeit, nach ihrer Geschicklichkeit, Tüchtigkeit, geordneten Wirt-
	        
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