Volltext: Die Pestsäule am Graben in Wien [17]

3 Geschichte. 
m April des Jahres 1679 brach in der Leopoldstadt in Wien die 
Pestseuche aus, die sich schnell über die ganze Stadt ausbreitete 
und tausende Opfer forderte. Abraham a Sancta Clara donnerte 
sein Memento mori über die im tötlichen Schrecken gelähmten Wiener, 
der Bruder Augustin sang ihnen den Jammer vom Äerzen. Im August 
floh der Kaiser aus der Stadt; zuerst trug er die frommen Wünsche für 
sein Volk zur Muttergottes nach Mariazell, dann begab er sich zum dauern¬ 
den Aufenthalt nach Prag. Überallhin folgte ihm der Notschrei der ge¬ 
quälten Stadt; das bischöfliche Ordinariat empfahl ihm, das Gelübde zu 
einem frommen Werk abzulegen und als er sich am 18. Oktober dazu ent¬ 
schloß, wurde der Rückgang der Seuche mit dankbarer Befriedigung fest¬ 
gestellt. Das bischöfliche Ordinariat hatte dem Kaiser zwei Vorschläge 
unterbreitet; er wählte den ersten, eine marmorne Votivsäule der hl. 
Dreifaltigkeit und den neun Engelschören aufrichten zu lassen. Neben all¬ 
gemeinen Eigenschaften der göttlichen drei Personen wird in puncto 2 
ihre besondere Eignung gegen die jetzige Seuche auseinandergesetzt; die 
Nichtigkeit des Sprichwortes Vienna ventosa aut venenosa (Wien ent¬ 
weder windig oder giftig) sei durch die ungeheure Verbreitung der Pest 
in der Stadt wieder bewiesen, aber Gottvater Hilst dagegen, denn seine 
Macht über die Winde bezeugt schon David Psalm 134, V. 8: Qui prodi- 
vit ventos de thesauris suis; auch Gottsohn ist Äerr der Winde, denn 
nach Matth. 8, V. 16 heißt es; Nunc surgens imperavit ventis et man; 
und der Zusammenhang des hl. Geistes mit den Winden geht allein aus 
seinem Namen hervor, Spiritus Oei terebatur super aquas (Genesis 1,V. 
2). Für die Engelschöre wird das Zeugnis des Propheten Isaias ange¬ 
rufen (6, V. 1k), die Seraphim stehen „vor dem Thron der hl. Dreifaltigkeit 
und singen unaufhörlich den himmlischen Lobgesang: Sanctus, sanctus, 
3
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.