Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

Das Kloster Maria Verkündigung in Steyr. 347 
wurde die zweiklassige Mädchenschule eröffnet; da das Schul— 
gebäude noch nicht fertig war, wurde in zwei Zimmern inuer— 
halb des Klosters unterrichtet. Das Ergebnis der ersten Schul— 
prüfung im Jahre 1783 war sehr günstig; es übertraf die Er— 
wartungen. 
Die Aufhebung. 
Man hätte nun glauben sollen, das nunmehrige Ursulinen— 
institut in Steyr würde dauernden Bestand gewonnen haben. 
Es kam aber anders. Im März 1788 hatte der Kaiser feinen 
Zweifel geäußert, ob die Cölestinen in. Steyr doch aufgehoben 
worden seien. Die Regierung berief sich (12. April) auf die 
Verordnung vom 8. März 1782 und auf die vom kaiserlichen 
Hofe gus bewilligte Aufkündigung von 5000 Gulden zum Schul— 
hausbau. Darauf kam von Wien die Erwiderung (20. Mai), 
daß auch bei der Umgestaltung der Cölestinen in ein anderes 
Institut das Vermögen hätte eingezogen und bei der Kasse auf— 
geführt werden sollen. Der Landesregierung wurde aufgetragen, 
über das gesamte Vermögen dieser Nonnen ein Inventar zu 
errichten und mit dessen Einsendung Vorschläge zu machen, 
auf welche Zahl sie kuͤnftighin zu setzen seien und wie sie mit 
Inbegriff, aller Erfordernisse gehörig dotiert werden könnten. 
Es wurde nun das gesamte Vermögen erhoben, wobei die 
frühere Fassion als unrichtig erkannt und das Vermögen mit 
186.5515 Gulden, die Einkünfte mit 7371 Gulden, der jährliche 
Abgang mit 1468 Gulden bemessen wurde. Die Mobilieu, die 
Einrichtung der Kirche, waren ärmlich; sie konnten den Nonnen, 
wenn sie beisammen bleiben sollten, nicht entzogen werden 
Zum Schulunterrichte wurden nach Anhörung des Schuldirektors 
Mayrhofer aus 32 Nonnen 8 für tauglich befunden, mitgerechnet 
die Strickmeisterin Scholastika.“ 
Wieder vergingen Monate. Da traf beim Referenten in 
kirchlichen Dingen bei der Landesregierung Dr. Josef Valentin 
von Eybel am 25. Jänner 1784 ein Schreiben aus dem Kloster 
ein, welches anzeigte, daß die meisten Nonnen mit dem Ursulinen— 
institute unzufrieden seien. Wie Eybel aus diesem Anlasse hier— 
über mit den Klosterfrauen ein Protokoll aufnahm, wird in 
Rudolf Hittmairs Werk „Der Josefinische Klostersturm im Lande 
ob der Enns“ (Freiburg i.B., 1907, S. 144) folgendermaßen 
erzählt: Um mit aller Stille und Behutsamkeit und doch sicher 
vorzugehen, begab sich Eybel mit dem Schuldirektor Mayrhofer 
und dem Aktuar Schwarz nach Steyr, gleich als ob er in einem 
andern, dieses Kloster nicht betreffenden Geschäft dort zu tun 
hätte. Er suchte die Nonnen auf; diese meinten, er wolle nur 
gelegentlich das neue Schulgebäude ansehen. Als dann die 
Oberin über einige mißvergnügte Schwestern klagte und den
	        
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