Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

346 Das Kloster Maria Verkündigung in Steyr. 
Die Linzer Oberin unterwies die Steyrer Mitschwestern 
eifrigst in den Satzungen der Ursulinen, hielt an drei auf— 
einanderfolgenden Samstagen Kapitel und ließ sich die Be— 
ruhigung der Gemüter sehr angelegen sein. Die Novizin Johanna 
Nepomuzena, welche das Noviziat der Cölestinen durchgemacht 
hatte und als Lehrerin im Schreiben und Rechnen sehr ver— 
wendbar war, ließ sie zur Profeß auf das Ursulineninstitut zu; 
im Aufnahmskapitel belehrte sie den Konvent, wie derlei Hand— 
lungen nach der Vorschrift und dem löblichen Gebrauche des 
Ursulineninstitutes in stiller Ruhe und friedlich zu unternehmen 
seien. Am 14. August kehrte sie mit Angela nach Linz zurück. 
Wenige Wochen nachher nahm auch die letzte der Wider— 
strebenden, die ehemalige Subpriorin Barbara, das Ursulinen— 
kleid. Ihr Verlangen, bei den Elisabethinen in Linz eintreten 
zu dürfen, hatte kein Entgegenkommen gefunden. Als der Ordi— 
nariatsbefehl einlangte, daß Barbara ihre Cölestinenkleidung 
ablegen, sich weltlich kleiden und nebst Haltung der Ordens— 
gelübde alle Uebungen mit der Gemeinde machen solle (13. Sep— 
tember); als ihr ein weltliches Kleid anprobiert und Kotton 
zum Aussuchen gebracht wurde; als ihr gesagt wurde, daß die 
Umänderung der Cölestinen in Ursulinen den Beifall des Papstes 
bei dessen Aufenthalte in St. Florian gefunden habe: entschloß 
sie sich ihren Widerstand aufzugeben. Am 15. September, dem 
Feste Mariä Namen, erhielt sie das Ursulinenkleid und den 
Namen „Kordula vom Namen Mariä“. 
Es sei hier eingeschaltet, daß Papst Pius VI. auf der Rück— 
reise von Wien, die er am 22. April 1782, einem Montage, 
antrat, die erste Nacht in Melk, die zweite in St. Florian, die dritte 
in Ried im Innkreise zubrachte und dann über Braunau am 
Inn nach Altötting in Bayern weiterreiste. Es wird viel von 
den feierlichen Empfängen erzählt, die ihm überall bereitet 
wurden. In Linz fand der Empfang im Rathause auf dem Haupt— 
platze statt. Die Ursulinen in Linz hatten gebeten, daß der Papst 
sie besuchen möge, zumal ihr Kloster ganz am Wege liege. Der 
heilige Vater ließ ihnen durch den inzwischen zum Kardinal er— 
nannten Fürstbischof von Passau, der von St. Florian nach 
Linz vorausgefahren war und der Fürstbischof durch den Dechant 
sagen, sie sollen an einem beliebigen Tage die heilige Beichte 
verrichten, die heilige Kommunion empfangen und für ihn beten, 
so verleihe er ihnen einen vollkommenen Ablaß. Als der Papst 
durch die Vorstadt in Linz einfuhr, erhob er beim Kloster der 
Ursulinen, „gleich beim Schuleck“ (Ecke der Landstraße und 
Harrachstraße, wo die Schule ist) seine Augen dahin und spendete 
den Segen, was er auch bei der Klosterpforte und Kirche tat. 
Die zu Lehrerinnen bestimmten Klosterfrauen in Steyr 
wurden vom Schuldirektor Glas unterwiesen. Am 4. November
	        
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