Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

292 Recedant vetera, nova sint omnia. 
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der Mauer befestigt. Eine einzige Drehung besorgt frisches oder 
warmes Wasser, je nach Bedarf. Ein elektrisches Kabel ermög— 
licht es dem Kranken jederzeit, die ehrwürdige Schwester zu 
rufen, eine elektrische Uhr mit transparentem Zifferblatte zeigt 
bei Tag und bei Nacht zu jeder Minute den Stand der Zeit.“ 
Ehwas ganz Apartes sollen die Gänge sein. „Die Korri⸗ 
dore oder Gaänge haben in diesem Krankenhause noch einen 
besonderen Zweck, gleichsam als Ergänzung für die Kranken— 
zimmer, als Tagräume. In dieser Beziehung wird das neue 
Krankenhaus in Wels nicht blos älteren, sondern auch den 
meisten neueren Krankenhäusern voraus sein. Es tut dem Kranken 
im ersten Stadium der Rekonvaleszenz so wohl, wenn er das 
Krankenzimmer einmal verlassen kann, um sich in einem weiten, 
hellen Raume ein wenig zu bewegen oͤder sich in einem solchen 
auf eine Ruhebank zu setzen und, was im Krankenzimmer nicht 
gestattet werden kann, eine Zigarre oder ein Pfeifchen zu rauchen, 
wonach er sich oft mehr sehnt, als nach einer reichbesetzten 
Tafel. Da diese Gänge an kühlen oder kalten Tagen geheizt 
sein werden, so bilden sie faktisch das ganze Jahr hindurch eine 
höchst wertvolle Ergänzung für die Krankenzimmer, die man 
mit einem modernen Ausdrucke Tagräume nennt.“ — 
Also es lebe der moderne Ausdruck! Nova sgint omnia, 
corda, voces et opera. 
ber die Größe und Einteilung des Belegraumes sei nur 
bemerkt, daß nach Vollendung eines „Pavillons“ im nächsten 
Frühjahre und „bei genauester Beobachtung aller gesetzlichen 
Bestimmungen“ ein solcher für 230 Betten vorhanden sein wird. 
Nach diesem ansehnlichen Maßstabe hat man sich alles Ubrige 
vorzustellen. 
Ein Raum, der bei einem modernen Hause im Gegensatze 
zu dem altmodischen Keller stets eine besondere Berücksichtigung 
erfährt, ist das „Souterrain“. Da sehen wir in Wels die „Eis— 
maschine, welche das ganze Jahr hindurch frisches Eis vom 
reinsten Brunnenwasser liefern wird. Dann sind Vorrats— 
kammern, ein Speisezimmer für die Schwestern, eine große 
Kochküche, eine Spülküche, das Kesselhaus, die Waschküche, der 
Trockenraum, der Bügelraum, eine große Wäschekammer und 
Dienstbotenzimmer.“ Wahrlich genug für das erste Hotel einer 
Großstadt. J 
Doch vielleicht hat sich die alte Einfachheit in den zweiten 
Stock hinauf geflüchtet? Da heißt es: „Drei Aufzüge befördern 
die Speisen aus der Küche mit Leichtigkeit in alle drei Geschosse.“ 
Das geht noch an. Dann aber: „Am Ende des Westtraktes des 
zweiten Stockes sind fünf Zimmer, welche Geheimnisse enthalten, 
bei deren Betrachten dem simplen Laien gruselig wird, wenn 
ihm nicht überhaupt der Verstand stehen bleibt. Es sind dies
	        
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