Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

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Dr. Josef Salzmann. 
auch, in die Ansichten und Wünsche des Volkes einzugehen, dessen 
Sprache zu reden und dessen Liebe zu gewinnen. Und nicht nur 
das Volk in unmittelbarer Nähe, in Milwaukee und Wisconsin, 
schätzte den verehrten Priester; auch in fernen Staaten, wo Salz— 
mann das eine oder das andere Mal sich vorübergehend auf— 
gehalten, sprach man mit größter Achtung von ihm. Ein Augen— 
zeuge berichtet, daß er in der Umgegend von St. Louis in vielen 
Häusern das Bild Salzmanns an der Wand getroffen habe: Die 
zguten Leute hatten es aus dem Kalender herausgeschnitten und 
an die Wand geklebt. Besonders die Kinder wußte er zu fesseln. 
Dabei kam ihm sein ausgezeichnetes Personengedächtnis trefflich 
zustatten; denn er erinnerte sich nach Jahren nicht nur an die 
Namen derjenigen, die ihm ein Almosen für das Seminar ge— 
spendet hatten; er wußte sich auch sehr häufig die Namen der 
Kinder, die er dort getroffen, ins Gedächtnis zu rufen und sie 
beim nächsten Besuche mit ihren Namen zu nennen. — 
Die Sorge um das Pallium. 
Seine Verehrung für den eigenen Bischof aber bewies er 
durch das Bestreben, dessen Erhebung zur erzbischöflichen Würde 
herbeizuführen, ein Bestreben, das nicht nur mit den persönlichen 
Verdiensten des Bischofs Henni, sondern auch mit der steigenden 
Entwicklung des ganzen Bistums begründet werden konnte. Salz— 
mann schrieb in dieser Sache an mehrere Erzbischöfe und Bischöfe 
in den Vereinigten Staaten. Er erlebte aber den Tag nicht mehr, 
an welchem die Gesandten des Papstes nach Milwaukee kamen, 
um dem verdienstvollen Oberhirten das Pallium, die Aus— 
zeichnung der erzbischöflichen Würde, zu überbringen. Von den 
Bemühungen Salzmanns in dieser Richtung erfuhr der Bischof 
erst, als die Sache schon eingeleitet war; er war über diesen 
e der Anhänglichkeit und Ergebenheit seiner Priester tief 
gerührt. 
Das Lehrerseminar. 
Was nun das Lehrerseminar betrifft, für das König Ludwig J. 
von Bayern 3000 fl. gespendet hatte, das aber unserem Dr. Salz— 
mann neue und große Sorgen verursachte, so war der Plan für ein 
solches in Salzmanns Geiste schon im Jahre 1864 aufgetaucht. 
Schon ein Jahr vorher hatte man in einer anderen Stadt der 
Union die Errichtung einer solchen Anstalt angeregt. Die Not— 
wendigkeit der Ausbildung katholischer Lehrer, und zwar am besten 
in einer kirchlich geleiteten Anstalt, ergab sich aus der Not— 
wendigkeit katholischer Schulen und ihrer tatsächlich wachsenden 
Zahl sowie dem vorhandenen Lehrermangel. Man kam aber in 
jener, Stadt nur zur vorläufigen Herausgabe eines Schulblattes
	        
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