Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

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Dr. Josef Salzmann. 
Ueberhaupt war Salzmann für alles Gute, das man ihm 
erwies, sehr dankbar. „Ich bin unverschämt, aber dankbar“, sagte 
er selbst von seiner Art zu betteln. Er hatte ein außerordent— 
liches Gedächtnis in Bezug auf empfangene Gaben. Wenn dann 
so ein Wohltäter oft nach langen Jahren ins Seminar kam, 
durfte er immer auf die freundlichste Aufnahme rechnen. 
Wie erfreut war nun Salzmann, als er von einer größeren 
Kollektenreise im Oktober 1855 zurückgekehrt war und das 
Seminargebäude schon hoch aufragen sah! Er stieg mit dem 
Rektor hinauf bis unter den Dachgiebel, von wo er Milwaukee 
überschauen konnte. „Fast schwindelte mir — von wegen der 
Schulden“, schrieb er. Und doch war nur die Hälfte des Gebäudes 
notdürftig vollendet. Das fixierte jährliche Kostgeld der im An— 
fange ohnehin nicht zahlreichen Studenten konnte armutshalber 
von den meisten nur teilweise, von manchen gar nicht bezahlt 
werden. Die Professoren — anfangs außer Heiß und Salzmann 
nur noch zwei, Georg Rehrl und Bernhard Dorward (ein 
Laie) — waren freilich sehr anspruchslos. Aber es mußten doch 
allmählich mehr Klassen unter den Schülern gebildet und neue 
Lehrkräfte angestellt werdhen. 
So verging denn manches Jahr unter diesen Sorgen. Salz— 
mann war entschlossen, auszuharren. Im Jahre 1857 schrieb er 
einmal seinem Freunde Haßreidter in Ried: „Betreffs meiner 
Einverleibung in die Diözese Linz sind Sie im Irrtum. Mein 
Schlachtfeld ist Amerika, auf diesem werd' ich sterben; aber ich 
muß auch beisetzen: Nur um eines Himmels willen kann man 
Oesterreich opfern.“ 
Entsetzt war Salzmann, der selber so viel reiste, als er von 
einem Reiseunglück hörte, dem sein Freund Urbanek zum Opfer 
gefallen war. Bei der Explosion des Dampfers „Pensylvania“ 
am 13. Juni 1858 war derselbe ums Leben gekommen. Salz— 
mann tröstete die Klosterfrauen in Milwaukee, deren geistlicher 
Vater Urbanek zuletzt gewesen war — ein Amt, das früher 
Salzmann bekleidet hatte. Er und Rektor Heiß sorgten auch da— 
für, daß den Klosterfrauen vom Seminar geistliche Hilfe zukam. 
Später verwendete er sich für die Berufung des Priesters Kraut— 
bauer an diese Stelle. 
Ein Brief vom Jahre 1859. 
Vom 3. April 1859 datiert ein Brief Salzmanns an Haß— 
reidter, der dem Verfasser dieser Zeilen im Original vorliegt. 
Da er Gelegenheit gibt, die originelle Schreibweise Salzmanns 
genauer kennen zu lernen und gar manche bemerkenswerte Mit— 
teilungen enthält, so möge er hier im Wortlaute folgen:
	        
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