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Von der alten und neuen Schule.
Es ist gewiß gut, wenn der Lehrer mehr weiß, als er in
der Schule zu wissen braucht. Das haben die Lehrer der alten
Schule ganz gut gewußt. Sie haben sich nach und nach Bücher
angeschafft, geographische, geschichtliche oder Werke der schönen
Literatur. Unser Schulmeister hatte eine ganz hübsche Bücher—
sammlung. Der „Lehrer“, wie man dazumal den ˖Unterlehrer
geheißen hat, lernte immer selbst weiter. Er unterrichtete sich
im Zeichnen, er verfertigte einen Globus für die Schule. Jene
jungen Lehrer, welche meinen, daß die alten Lehrer sich nicht
selbst weiter gebildet haben, sind daher ganz im Irrtum. Ich
wünsche nur, daß sich die Herren die Weiterbildung so ange—
legen sein lassen, wie wir sie uns haben angelegen sein lassen.
Andererseits, so gut ein großes Wissen ist, was nützt es
dem Lehrer, wenn es sich darum handelt, lautieren zu lassen,
Buchstaben schreiben zu lassen, das Einmaleins beizubringen
usw. Das größte Wissen läßt ihn hier in Stich. Da hilft nur
eine sichere Methode und viel Geduld.
Gehen wir einen Schritt weiter zu Geschäftsleuten. Was
braucht der Bäcker z. B. zu wissen. Er reicht mit den ein—
fachsten Rechnungsarten aus, mit Lesen und Gedankenausdruck.
Was nützt ihm zu seinem Gewerbe Naturlehre, Geographie,
Zeichnen usp. Er wird wünschen, ein billiges Getreide zu
kaufen, einen guten Müller zu haben; hat er das Gluͤck
gehabt, das Mischen, Kneten usw. gut zu lernen, so wird er
ein gutes Gebäck machen und damit hiureichende Kunden er—
halten, und mit der Zeit wird er zu einem Vermögen kommen,
wie die tägliche Erfahrung lehrt. Versteht er sein Geschäft
nicht, backt er schlechtes Brot, so mag er dabei ein gelehrter
Mann sein, es wird ihm deshalb niemand Brot abkaufen.
Das gleiche gilt von anderen Gewerben.
hab Das sind lauter Dinge, die mit der Schule nichts zu tun
aben.
„. Das soziale Elendy) in dem wir leben, die gewerbliche
Misere kann nur durch das Christentum, nicht aber durch- die
Volksschule beseitigt werden.
Hier will ich nochmals auf die Kirche hinweisen, um zu
zeigen, wie sie auch solche in ihre Pflege nimmt, weiche vom
gewöhnlichen Schulunterricht und teilweise auch von der Er—
lernung eines Gewerbes ausgeschlossen sind, das sind die
Blinden und Taubstummen. die freisinnigen Lehrer Ober—
österreichs, welche gerne von Finsternis, geistiger Knechtung
und wie alle diese wohlfeilen Schlagwörter heißen, reden und
schreiben, mögen auf das Blindeninstitut und auf das Taub—
.An diesem hat vielfach die herrschende Genußsucht Schuld. Wenn
man täglich schon im Vormittag in mehrere Gasthäuser geht und abends
wieder, wie soll man da mit mäßigem Einkommen ausreichen?