Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

158 J Der gregorianische Kongreß in Rom. 
ersten Reihe befindlichen Mitglieder des Kongreßpräsidiums vor— 
stellen und verabschiedete sich freundlich. 
Der letzte Kongreßtag, es war Donnerstag der 14. April, 
führte uns weit aus der Stadt hinaus in die appische Straße 
und von da in eine Abzweigung derselben, wo die Katakomben 
der heiligen Domitilla sind. Eine uralte, geräumige Basilika, 
aus Schutt und Trümmern ausgegraben, sonst ärmlich anzusehen, 
heute aber im Schmucke der Frühlingsblumen wie verjüngt, 
war der Ort, wo Kardinal Rampolla nach vorausgegangener 
Terz ein feierliches Amt hielt. 
Die Choralisten waren junge Männer aus einer Unterrichts— 
anstalt. Die Kapelle für die mehrstimmigen Gesänge war jene 
unserer lieben deutschen Kirche, von der ich schon erzählt habe. 
Das heutige Amt war unter anderem dadurch merkwürdig, daß 
nach dem Evangelium, welches sowie die Epistel von einem 
Ambo aus verkündet wurde, eine der Homilien des Papstes 
Gregor des Großen, die auf diesen Tag paßte, zur Verlesung 
kam Daß der Zelebrant, dessen Thron in der Apsis dem Altare 
gegenüber war, eine Kasel in altertümlichem Schnitte trug, 
vervollständigte noch den Eindruck dieser eigenartigen unter— 
irdischen Feier, bei der es übrigens nicht an der Tageshelle 
mangelte, da man die Basilika bei ihrer Auffindung und In— 
standsetzung so in die Höhe hinauf verlängert hat, daß das 
Tageslicht hineinfällt. U 
Als wir in die Anima zurückkehrten, waren wir über die 
Ankunft eines neuen Gastes aus Deutschland erfreut; es war 
der allverehrte Erzbischoff von Köln, Kardinal Fischer, ein 
bejahrter, geistesfrischer Herr. Früher war auch einmal der 
Herr Weihbischof Marschall aus Wien bei uns gewesen, der 
bei einem befreundeten alten Priester in der Stadt wohnte. 
Nun zum Abschied noch in die Laterankirche, die eigentliche 
alte Domkirche von Rom. Doch, was wartet da die Volksmenge 
außerhalb der Kirche in zwei langen Reihen die Straße entlang? 
Ich stehe kaum drei Minuten auf dem Platze, da klärt sich die 
Sache auf. Der König von Italien Viktor Emanuel II. und 
seine Gemahlin Helena kehren mit einer großen in Wagen 
nachfolgenden Gesellschaft von einem Jagdausfluge in die Stadt 
zuruͤck Der königliche Wagen war von einer berittenen Schutz— 
mannschaft umgeben, so daß man die Insassen nur eben noch sah. 
Die Laterankirche hat in den letzten 20 Jahren und darüber 
eine nicht unbedeutende Vergrößerung und Verschönerung er— 
fahren, es wird aber an der Restaurierung des Schiffes im 
Innern noch gearbeitet. Hier sangen wir von ganzem Herzen 
ein Te Deum, Volk und Sängerkapelle nach Versen abwechselnd. 
Auch das Kapitel dieser „Haupt- und Mutterkirche des katholischen 
Erdkreises“ war zugegen. Den sakramentalen Segen spendete
	        
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