Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

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Mehrere Jahre diente der provisorisch abgeschlossene Chor der 
neuen Kirche als Kapelle, später wurden die Schiffe gebaut. 
Die Schule aber gewann immer festeren Bestand. Nachdem 
vom erzbischöflichen Generalvikariate im Amtsblatte auch die 
Pfarrgeistlichkeit auf dieselbe empfehlend aufmerksam gemacht 
worden war, bemühten sich die Kirchenvorstände immer mehr, 
einen im Gregoriushause ausgebildeten Kandidaten für die 
Aemter des Küsters, Organisten und Chordirigenten zu bekommen. 
In gleichem Maße mehrte sich die Zahl der Schüler, so daß 
manchmal mehr um die Aufnahme anhielten als aufgenommen 
werden konnten, was eine bessere Auswahl unter den Kandidaten 
ermöglichte, wodurch hinwiederum die Leistungsfähigkeit der 
Schule stieg und die Nachfrage nach Gregorianern immer 
stärker wurde. Ja, manche Gemeinden ließen sich zu einer 
besseren Besoldung des Organisten oder Küsters herbei, um 
einen im Gregorianum ausgebildeten zu bekommen und gar 
oiele Familien brachten erhebliche Opfer, um ihre Söhne auf 
zwei Jahre — so lange dauerte der Kurs — dahin schicken 
zu können. 
Am S. August 1897 wurde die mit Ausnahme des Turmes 
in der Hauptsache fertige Kirche durch den Kölner Weihbischof 
(seither Erzbischof) Anton Fischer geweiht. Der Oberbürger— 
meister nahm mit anderen hervorragenden Personen nicht nur 
an der kirchlichen Feier teil, sondern hielt auch beim Festmahle 
eine kurze, kernige Ansprache, worin er seiner Freude darüber 
Ausdruck gab, daß gerade Aachen auserkoren sei, eine so hoch— 
wichtige und einzig in ihrer Art dastehende kirchliche Anstalt 
in seinen Mauern zu besitzen; er beglückwünschte den Direktor 
zu seinen bisher erzielten schönen Erfolgen und schloß mit 
einem Vivat auf das Gregoriushaus. Die Schüler der Anstalt, 
welche schon vormittags in der Kirche die Gesänge und das 
Orgelspiel trefflich besorgt hatten, würzten das Mahl, dem sie 
als aktive Teilnehmer beigezogen wurden, mit frischen Quar— 
tetten. Dann war feierliche Vesper in der Kirche, ein Konzert 
nebst Theater in der Anstalt, schließlich Beleuchtung der letzteren 
und der Häuser der angrenzenden Straßen. J 
Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß die beiden Schwestern 
des Direktors in stiller, bescheidener, hingebender Tätigkeit 
ihrem Bruder treulich halfen, den jungen Zöglingen ein Heim 
zu bieten, das auch in Bezug auf die leibliche Verpflegung 
musterhaft genannt werden konnte. Wie mußte es ihnen zu 
Herzen gehen, als ihr geliebter Bruder bald nach jener Kirch— 
weihe schwer erkrankte! Er hatte endlich eine Reise gemacht, 
nach der er sich lange in seinem Leben gesehnt hatte, eine 
Reise nach Rom. Doch diese Reise, von der er sich manche 
Anregung für die Ausstattung seiner neuen Kirche versprochen 
Die Kirchenmusiks chule in Aachen.
	        
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