Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

Die Kirchenmusikschule in Aachen. 
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bis zu seinem Tode blieb. Für die Kirchensänger insbesondere 
wurde diesem Blatte seit 1884 der „Gregoriusbote“ beigegeben, 
dessen Redaktion zwei Jahre später der geistvolle nachmalige 
Pfarrer Werner Schönen übernahm. Die Zeit und Kraft 
Böckelers war ja inzwischen durch eine neue große Sorge, die 
er freiwillig auf sich lud, gar sehr in Anspruch genommen. 
Schon anfangs der Siebzigerjahre wollte Böckeler eine Schule 
für Kirchenmusik im Sinne des Provinzialkonzils gründen. 
Damals konnte er aber mit dem Plane nicht durchdringen. 
Inzwischen veranstaltete er eine Reihe von meist vierzehntägigen 
Kursen für Organisten und Chordirigenten. Im Jahre 1881 
gelang es ihm aber, seinen Plan zu verwirklichen, als ihm 
das Stiftskapitel im Choralenhause ein Zimmer hiefür überließ 
und drei Lehrer ihm ihre Hilfe anboten. Schon am Ende des 
ersten Schuljahres konnte einer der Schüler die Organisten— 
und die Chordirigentenprüfung vor einer Kommissson des 
Diözesan-Cäcilienvereines bestehen. Im zweiten Jahre waren 
es 7, im dritten 14, im vierten 17 Schüler, die sich der 
Kommission stellten; alle erhielten ein Befähigungszeugnis als 
Organisten, die meisten auch als Chordirigenten. Bald trat die 
Schule, die auch von der königlich preußischen Regierung als 
solche anerkannt wurde, mit sehr gelungenen Konzerten in die 
Oeffentlichkeit. Der Lehrplan wurde verschiedene Male erweitert 
und eine Uebungeorgel angeschafft. Daß die kirchliche Behörde 
die neue Schule zu schätzen wußte, zeigte ein Besuch derselben 
seitens des Kölner Erzbischofes PhilippKrementz am Aloisius— 
tage des Jahres 1886. I 
Aeußerer Umstände halber mußte die Schule in diesem 
Jahre ihr bisheriges Heim verlassen. Ihr Gründer brauchte 
aber nicht wehmütig gestimmt zu sein. Im früheren Karmelitessen— 
kloster war Raum genug nicht nur für den Unterricht, sondern 
auch für ein Konvikt, das höchst erwünschtermaßen die Musik— 
schüler beherbergen konnte. Die Klosterkirche und ein anstoßendes 
Oratorium boten den Schülern Gelegenheit, sich nicht nur 
im Chordienste, sondern auch im Küster-⸗(Mesner?) Dienste zu 
üben, was ihrer späteren Verwendbarkeit sehr zustatten kam. 
Freilich kostete die Einrichtung des Hauses viel Geld. Aber 
Böckeler gab einen Aufruf in sein Blatt, welcher guten Erfolg 
hatte; etliche tausend Mark blieb man einstweilen schuldig. Vom 
Erzbischofe wurde ein Inspektor als geistlicher Leiter des Hauses 
bestellt. Das Institut erhielt den Namen Gregoriushaus. 
Bald änderten sich jedoch die Verhältnisse. Das Haus war 
nur auf fünf Jahre gemietet und die Karmelitessen wollten, da 
die schlimmsten Stürme des Kulturkampfes ausgetobt haiten, 
bald wieder in ihr Heim zurückkehren. Was nun tun? Es 
mußte an die Erbauung eines eigenen Hauses gedacht werden. 
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