Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

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Leopold Kupelwieser. 
der Capella di San Lorenzo im Vatikan, malte aber auch 
wieder Kaiserporträts, mit denen er sich erhalten mußte. Im 
CTafé Greco, wo sich die deutschen Künstler trafen, waren auch 
mehrere Protestanten, die sich gerne in religiöse Kontroversen 
einließen. Kupelwiesers Religionskenntnisse waren aber bisher 
nur mittelmäßige gewesen. Um nun den Protestanten gegen— 
—E sich mehr mit 
dem Glauben bekannt zu machen, wobei auch seine Liebe zur 
Kirche immer mehr wuchs. 
Wöährend er schon daran dachte, nach Wien zurückzukehren, 
kam der Russe Beresin wieder, mit neuen Geldmitteln ver— 
sehen, und veranlaßte Kupelwieser, ihn nach Sizilien zu be⸗ 
gleiten. Im August 1824 ging er nach Neapel, von da per 
Dampfschiff nach Messina. Die Reisen auf der Insel waren 
überaus anstrengend, so daß in Girgenti beide am Fieber er— 
krankten und Berefin starb. Ein junger Livländer daselbst 
ordnete die Angelegenheiten des Verstorbenen und nahm sich 
qauch Kupelwiesers an. In einer Sänfte wurde dieser nach 
Palermo gebracht. Von da kehrte er nach Neapel zurück, wo 
er sich laugsam erholte Einige Bestellungen sowie eine Unter— 
stützuug der Kaiserin erleichterten ihm das Fortkommen. Endlich 
bot sich die Gelegenheit und er reiste am 15. Juli 1825 mit 
einem österreichischen Gesandtschaftskurier von Neapel ab. Buch— 
stäblich mit Kuriergeschwindigkeit kam er am 7. August wieder 
nach Wien. Doch hatte er auf der Reise Siena, Florenz und 
andere Kunststätten sehen können. 
In Wien traf er nicht alle Freunde wieder und einige, 
die seine religiöse Richtung nicht teilten, zogen sich von ihm 
zurück. Seine Braut führte er im September 1826 zum Altare. 
Auch Franz Schubert war bei der Hochzeit zugegen und 
spielte einige seiner stimmungsvollen Tänze auf. Moritz 
Schwind, der gern Kupelwieser seinen Meister nannte, be— 
grüßte die junge Frau als Frau Meisterin. 
Kupelwieser hatte sich kaum in Wien niedergelassen, so 
meldeten sich schon junge Leute, die ihn zum Lehrmeister 
wählten. Der bedeutendste unter ihnen war wohl Eduard 
Steinle, der nur von seinem 12. bis 15. Lebensjahre die 
Wliener Akademie besucht hatte, dann aber zwei Jahre in 
Kupelwiesers Atelier arbeitete. Im Jahre 1831 wurde Kupel— 
wieser mit einem allerdings geringen Gehalte als Korrektor 
an der Akademie angestellt Fünf Jahre später erhielt er den Titel 
und einige Monate darauf, nach dem Abgange Redels, auch 
den Gehalt eines Professors. Zu dieser, Zeit kam Josef 
Führich nach Wien. Er schloß mit Kupelwieser innige Freund— 
schaft und bewahrte sie ihm bis zu dessen Tode. Im Jahre 
1840 wuͤrde Kupelwieser Ehrenmitglied der Akademie von
	        
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