Volltext: Böhmisches Notgeld im Jahre 1848 und 1849

Notgeld-Literatur 
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Böhmisches Notgeld im Jahre 1848 und 1849 
Von Dr. Anton Tobias, gestorben in Zittau 1873. 
ne jede politisch bewegte Zeit auch finanzielle Verlegenheiten 
im Gefolge hat, weil jeder, der Geld hat, namentlich Metall¬ 
geld, dasselbe in Sicherheit zu bringen sucht, womöglich 
sogar vergräbt, oder, wie wir von einem Professor an 
einer bekannten Hochschule wissen, in ein Faß mit getrockneten Pflan¬ 
zen versteckt, so war auch in Böhmen, dem gewerbtätigen, fleißigen 
und gesegneten Lande des österreichischen Kaiserstaates, gar bald 
nach den im Frühjahr ausgebrochenen Unruhen ein Mangel be¬ 
sonders an kleinem Gelde fühlbar und wurde so drückend, daß es 
die Behörden schließlich geschehen lassen mußten, daß Privatpersonen 
und Korporationen Wertzeichen schufen, die den allgemeinen Be¬ 
dürfnissen abhalfen. Anfangs teilte man die Guldenbanknoten in 
halbe und Viertelguldennoten, da sonst nur 20- und 10-Kreuzerstücke 
in Silber als kleine Münze im Umlauf waren und als diese nicht mehr 
ausreichten, fertigten zuerst Fabriksbesitzer, die moralisches Vertrauen 
genossen, für ihre Arbeiter sogenannte Bons, die eingelöst oder umge¬ 
tauscht wurden. Die anfangs nur zerrissenen, halbierten und geviertelten 
Guldennoten wurden dann beliebig wieder zusammengeklebt auf Bogen, 
um bei größeren Zahlungen Erleichterung zu haben. Wie merkwürdig 
es hiebei zuging, wird mancher noch zu erzählen wissen, z. B. von einem 
Israeliten in Oberliebich. Unsere Vorliebe für die Numismatik, die 
Unterstützung von Freunden und Bekannten im lieben Nachbarkande 
Böhmen, in. das wir gern uns auf einige Zeit zurückziehen, hat unsere 
Sammlung wesentlich bereichert, so daß wir den Lesern eine Beschrei¬ 
bung der in unserem Besitz befindlichen Privatwertzeichen vorführen 
wollen. Es wird freilich nicht möglich sein, Vollständiges zu liefern, 
immerhin aber wird unsere Sammlung als wertvoll gelten können. 
Uns ist nicht bekannt, daß darüber schon geschrieben worden wäre, ob- 
fchon es wohl hie und da Sammlungen geben mag. Eine solche Samm¬ 
lung hatte der verewigte Gastwirt Korsett im Gasthofe „zum Adler" 
in Zittau unter Glas und Rahmen gebracht, welche jetzt in unserem 
Besitze ist, eine zweite ist noch sichtbar im Hotel „zur Börse" in Warns¬ 
dorf bei Herrn Trausel, dessen Frau eine geborene Wähner ist (s. it. 
Warnsdorf). Wir besitzen eine Photographie dieser Zusammenstellung 
von 84 solcher Wertzeichen, von denen jedoch 20 Doubletten sind, so 
daß sie bloß 64 Sorten repräsentieren. Sie sind in konzentrischen Krei-
	        
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