Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

dann konnten die Österreicher in die Ebene hinabsteigen. 
Nichts konnte sie auf halten. Jede Einzelheit war bedacht. 
Da kamen schmerzliche Nachrichten. Gerade als die 
deutsche Offensive bei Verdun einen Erfolg versprach und 
dort alles vor Glück strahlte, verlegten die Russen ihre 
Offensive auf den 4. Juni vor. Fünf Armeen mit wenig 
stens anderthalb Millionen Mann rückten gegen Kowel, 
Lemberg und Czernowitz vor. Sie wußten, daß sie bes 
sere Aussichten hatten, wenn sie bis Juli warteten, aber 
sie mußten den Italienern in ihren Nöten beispringen. 
Und darin waren sie auch erfolgreich, denn gewaltige 
Kräfte mußten abgezogen werden, der Thronfolger mußte 
auf den entscheidenden Triumph verzichten. 
Die Österreicher mußten zur Defensive zurückkehren, um 
in einem kürzeren Bogen Kräfte zu sparen. Ihr Rückzug 
wurde meisterhaft durchgeführt. Die Soldaten legten da 
mit die schärfste Probe ab und bestanden sie. In der Zeit 
vom 22, bis 25. Juni führte der Erzherzog seine Truppen 
in sorgfältig ausgewählte Stellungen. Das geschah so ge 
schickt, daß die Italiener die Priafora noch beschossen, als 
das Edelweißkorps schon längst nördlich der Posina stand 
und die demontierten italienischen Werke hinter sich ge 
lassen hatte. 
Er war nach Acquaviva gekommen, erfüllt vom Enthu 
siasmus der Jugend. In einem schweren, glänzenden Feld 
zug war er gereift. An einem heißen Sommertag saß er 
träumend da — er träumte vom Wandel des Glücks im 
Kriege. Vielleicht kamen seine Truppen zurück, nachdem 
sie die russischen Feinde geschlagen hatten; dann mochte 
der Vormarsch wieder auf genommen und der Friede in 
der reichen lombardischen Ebene diktiert werden. Doch 
nein! Eine Ordonnanz brachte ein Telegramm aus Wien. 
Er ist zürn Kommandanten einer Armee im Osten er 
nannt. Er nimmt ergreifenden Abschied von seinem Edel 
weißkorps, das er zurücklassen muß, damit es die heiligen
	        
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