Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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wenigstens über den Winter auszuharren, um zu keinem 
Gerede Anlaß zu geben. 
Die Angelegenheit war damit beigelegt. Die beiden wichen 
einander einige Wodien lang aus. Dann wohnten sie der 
Enthüllung des Leipziger Völkerschlachtdenkmals bei. 
Nach einem Bankett bat Kaiser Wilhelm Conrad, ihm 
die Mitglieder der österreichisdien Deputation vorzustel 
len. Conrad schickte sidi an, diese zusammenzurufen, als 
der Erzherzog raschen Schrittes auf ihn zukam und ihn 
in höchster Erregung anschrie: „Was geschieht hier?“ 
Conrad besdireibt diese Szene folgendermaßen: 
„Ich antwortete: ,Der Deutsche Kaiser hat mir befohlen, 
ich sollte ihm unsere Obersten bringen/ Darauf herrschte 
mich der Thronfolger im heftigsten Tone an: y Das ist 
meine Sache. Sind Sie der Armeekommandant? Das werde 
ich mir ausbittenV Ich antwortete: ,Ich bitte Eure kaiser 
liche Hoheit zu entschuldigen, aber der Deutsche Kaiser 
hat mich beauftragt/ Hierauf der Erzherzog: ,Das hätten 
Sie mir melden sollen. c Diese Szene war das Peinlichste, 
was ich je erlebt habe, um so mehr, als sie vor fremden 
Persönlichkeiten, fremden Generälen und Offizieren vor 
sich gegangen war.“ 
Conrad schreibt dieses Benehmen des Erzherzogs wie ge 
wöhnlich einem körperlichen Unwohlsein zu; es mochten 
ihn auch die verstimmenden Eindrücke des Festes gereizt 
haben; die Deutschen hatten in ihrer Anmaßung den 
österreichischen Anteil an der Überwindung Bonapartes 
herabgesetzt. Nach einigem Nachdenken sandte aber der 
Erzherzog den Obersten von Bardolff mit einer Entschuldi 
gung zu Conrad, so daß dieser schließlich eine angenehme 
Erinnerung an den Erzherzog bewahren konnte. 
Auf der Rückfahrt von den bosnischen Manövern im 
Juni 1914 nach Ilidze war im Zuge für den Erzherzog 
ein Lunch vorbereitet, während die Offiziere eine kalte 
Platte erhielten. Der Thronfolger rief Conrad zu sidi:
	        
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