Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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Die militärischen Pflichten wurden immer größer. Karl 
kommandierte die 5. Schwadron. Hier und anderwärts 
sind viele Geschichten im Umlauf, die von seinen herz 
lichen Beziehungen zu seinen Offizierskameraden und zur 
Mannschaft Zeugnis ablegen. Als er schon in Wien beim 
39. Infanterieregiment diente, löste er einmal einen Offi 
zier vom Inspektionsdienst ab, weil dieser sonst die 
Christbescherung in seinem Heim versäumt hätte. „Ich 
habe einen Wagen, kann also rascher als Sie nach Hause 
kommend Damit übernahm er den Dienst. 
Kein Dienst schien ihm zu niedrig. 
Am 1. März brachen der Erzherzog und seine junge Frau 
nach Galizien auf. Eine lange Reise — erreichten sie doch 
erst am 14. April Kolomea. Er ritt mit seiner Schwadron, 
die Erzherzogin, eine vorbildliche Soldatenfrau, fuhr je 
weils voraus und erwartete ihn in verschiedenen Statio 
nen. Schnee und Regen wechselten mit Sonnenschein und 
Staub ab. Manchmal schliefen sie in einem Schloß, doch 
öfter in einer einfachen Hütte. Für andere Sterbliche 
wäre es unter gewöhnlichen Umständen eine traurige 
Wanderschaft gewesen, sie aber genossen jede Stunde. 
Jede Kleinigkeit freute sie. Bei ihrer Liebe zu Blumen 
und Tieren kamen sie mit einer kleinen Menagerie ans 
Ziel: einem zahmen Hirsch, kleinen Schweinen, Schafen, 
Ziegen, Hennen, Tauben — fast durchwegs Geschenken* 
die ihnen auf der Reise gemacht worden waren. In Ko 
lomea führten sie ein sehr einfaches Leben in einem primi 
tiven Landhaus mit einer Glasveranda und einem arm 
seligen kleinen Garten. Erzherzog Karl sollte diese Stätte 
im Kriege Wiedersehen, nachdem er die Gegend von den 
Russen befreit hatte. 
Von einem ihrer Ausflüge in die Umgebung wird eine 
nette Geschichte erzählt. Ihr Wagen war am Rande eines 
Waldes niedergebrochen, so wanderten sie denn zu Fuß 
zu dem Dorfwirtshaus von Nadvorna. Ihr staubbedecktes
	        
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