Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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Königliche Gefangene 
Zuerst wollte man nach Westungarn zurückkehren und 
dort einen neuen Widerstand organisieren. Aber Hege 
düs, der noch immer im Zuge war, brachte die Mitteilung, 
daß hinter Tata die Schienen wieder auf gerissen wären. 
So nahm der König die Einladung des Grafen Franz 
Esterhazy an, in dessen Schloß bei Tata zu verweilen, 
bis man käme, den König und die Königin mit ihrem Ge 
folge zu verhaften. Lehar und Ostenburg wurde befohlen, 
zu fliehen. Sie sträubten sich und gehorchten erst, als man 
sie darauf aufmerksam machte, daß mit der Bedrohung 
ihres Lebens die Abdankung des Königs erpreßt werden 
könnte. 
In Tata erwarteten zehn Wagen mit Kutschern und Die 
nern in Esterhazyscher Galalivree das Herrscherpaar. Ein 
paar Eisenbahnbeamte waren eben noch zum Abschieds 
winken übriggeblieben. Selbst Hegedüs schien jetzt ge 
rührt zu sein. Er schwenkte seine Mütze und schrie: 
„Lang lebe der König! Lang lebe die Königin!“ Dann 
kam er noch an den Wagenschlag und sagte: „Wenn Eure 
Majestät das nächste Mal kommen, bitte ich, mich recht 
zeitig verständigen zu wollen, dann wird alles gut gehen.“ 
Kaum hatte er kehrt gemacht, so lief er schon ans Tele 
phon und stellte seine Dienste der Regierung zur Ver 
fügung. Abends kam er als Regierungsvertreter ins Schloß 
und wollte die vom König verlangte Abdankungsurkunde 
als Zeuge unterschreiben. Er schien überrascht zu sein, als 
er nicht empfangen wurde. 
Alles war verloren, aber im Schlosse war wenigstens Be 
hagen, ein gutes Mittagmahl am 24. und gute Betten für 
ein paar Stunden der Ruhe. Graf Esterhazy wies auf den 
tiefen Burggraben und die andern Befestigungen und er 
klärte, daß sein Schloß schon einer Belagerung standhal-
	        
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