Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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daß er noch am selben Nachmittag die Entente-Gesandten 
zu sich kommen ließ. 
Während der König und sein Reichsverweser ihre geheime 
Beratung abhielten, versammelten sich ungefähr dreißig 
Personen im Adjutantenzimmer. Sigray fragte sich, wer 
sie wohl alle berufen haben mochte. Teleki und Vaß ka 
men ein wenig später. Teleki ließ sich beim Reichs Ver 
weser melden, wurde aber nicht empfangen. 
Sigray blieb, bis sich die Tür des Arbeitszimmers wieder 
öffnete. Zu aller Erstaunen kam Horthy allein heraus und 
hielt eine Ansprache. Er sagte, er hätte jetzt die schwerste 
Stunde seines Lebens durchgemacht. Der König wäre bei 
ihm gewesen und hätte die Übergabe der Macht verlangt. 
Er hätte das aus Gründen, die er ausführlich darlegte, 
verweigern müssen. Der König hätte auch die Triftigkeit 
dieser Gründe eingesehen und versprochen, das Land zu 
verlassen. Er wäre bereits auf dem Wege aus Ungarn. 
Horthy lud dann Teleki und Sigray in sein Arbeits 
zimmer ein. Er packte die Lehne seines Stuhls und stieß 
hervor: „Es wird doch niemand glauben, daß ich mich an 
meine Stelle klammere! <c 
Es wurde nun ein Auto an den Plattensee geschickt, um 
den Grafen Andrassy zu holen, den alten Staatsmann 
und letzten kaiserlichen und königlichen Minister des 
Äußern. Horthy setzte ihm auseinander, was er auch im 
Flügeladjutantenzimmer dargelegt hatte. Der König, be 
hauptete er, hätte versprochen, Ungarn sofort zu ver 
lassen; es wäre aber zu besorgen, daß er in Szombathely 
bleiben würde. Andrassy möge daher zum König fahren, 
um seine Abreise in Seiner Majestät höchsteigenem Inter 
esse zu beschleunigen. Andrassy willigte unter der Bedin 
gung ein, daß nichts versäumt würde, die Sache des Kö 
nigs zu fördern. Horthy sollte in einem Manifest an die 
Nation die Rechte des Königs anerkennen. Horthy wurde 
lebhaft. Natürlich erkennte er die Rechte des gesalbten
	        
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