Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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meines): „Das ist ein Unglück. Eure Majestät müssen so 
gleich weg, müssen sofort in die Schweiz zurück!“ 
Ich erwiderte Horthy sehr freundlich, davon sei keine 
Rede, ich könne es auch gar nicht, da ich durch meine Reise 
alle Brücken hinter mir abgebrochen hätte. 
Nun begann ein über zwei Stunden dauerndes Ringen um 
die Macht. 
Graf Sigrays Erzählung: ]army ging allein zur Burg, um 
festzustellen, ob Teleki schon angekommen sei. Als er 
nach einigen Minuten noch immer nicht zurück gekommen 
war, bat ich den König um die Erlaubnis, selbst hingehen 
zu dürfen, um in Erfahrung zu bringen, was sich ereignet 
habe. In der Burg stieß ich auf Magashazy und einen an 
dern Offizier. Sie erzählten mir, ein unbekannter Mann 
in Offiziersuniform, scheinbar ein Narr, sei gerade da ge 
wesen und habe ihnen erzählt, der König sei angekom 
men. Sie hätten ihn davongejagt. Ich unterbrach sie und 
teilte ihnen mit, daß ich Horthy sofort sprechen müsse. 
Sie erwiderten, daß das unmöglich sei, da der Reichsver 
weser gerade zu Mittag speise. Ich gab zur Antwort, daß 
das ganz gleichgültig sei, er müsse seine Mahlzeit sofort 
unterbrechen. Da schien es bei Magashazy zu dämmern, 
daß „der Narr c< vielleicht gar keinen Unsinn gesprochen 
habe, und er fragte mich, ob es denn wahr sei, daß Seine 
Majestät nach Ungarn zurückgekehrt sei. Ein kurzes „Ja c< 
von mir und ich eilte in Horthys Gemächer. Horthy war 
außer sich, als ich ihm des Königs Rückkehr mitteilte. Er 
führte sofort allerhand Gründe an, die gegen ein Ver 
weilen des Königs in Ungarn sprächen — dann unterbrach 
er sich und überlegte, welche Räume der König wohl be 
wohnen könnte. Er war so verwirrt, daß er einen Gedan 
ken nach dem anderen wieder fallen ließ. Ich unterbrach 
ihn mit der Bemerkung, er solle lieber nicht so viel spre 
chen, sondern den König, der bereits in den Vorzimmern 
sei, nicht länger warten lassen. Darauf befahl Horthy
	        
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