Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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ration. Dr. Gratz zum Beispiel, der erst kürzlich zum 
Außenminister ernannt worden war, war loyal bis ins 
Mark. Alles schien von Horthy abzuhängen. 
Die gegen eine Restauration ins Treffen geführten Hin 
dernisse waren die Großmächte und die Kleine Entente. 
Horthy wurde nicht müde, auf sie als die Hindernisse 
hinzuweisen. Aber der Herrscher hatte seine Informatio 
nen. Nicht nur aus allen Teilen der alten Monarchie 
wurde über jedes Ereignis und jedes Symptom berichtet. 
Borovicseny hatte als erster Sekretär des Dr. Gratz im 
Außenministerium reichlich Gelegenheit, der Stimmung 
nicht nur in Ungarn, sondern auch im Ausland und in 
den Sukzessionsstaaten den Puls zu fühlen. Ein guter 
Menschenkenner, leutselig, warmherzig, war er in jeder 
Hinsicht vertrauenswürdig. Roland Hegedüs war die Er 
gebenheit selbst; er hätte eine Rolle gespielt, wenn das 
Glück mit dem König gewesen wäre; an Stephan Ra- 
kovszky, den Präsidenten der Nationalversammlung, 
reichte kein Zweifel heran. Eben vor Ostern war er auf 
seiner in der Tschechoslowakei gelegenen Besitzung ge 
wesen; er hatte danach berichtet, daß ein Restaurations 
versuch nicht zur Mobilmachung in der Tschechoslowakei 
führen würde, daß aber der Staat auseinanderbrechen 
müßte, wenn solches dennoch geschähe. 
Andere scharfsinnige Beobachter bestätigten, daß die 
Tschechoslowakei nicht angreifen konnte. Mochten die 
Politiker wollen was immer: die Masse der Armee würde 
nicht gegen ihren früheren Kaiser kämpfen. Rumänien 
war gleichfalls handlungsunfähig. Jugoslawien konnte 
gefährlidi werden, es gab aber keine Anzeichen, daß es 
sich rühren würde. Jugoslawien zögerte offenbar, sich 
allein in ein Abenteuer einzulassen. Saß der Kaiser ein 
mal auf dem Throne, so war eine Störung von außen 
nicht mehr zu befürchten. Alles würde so glatt gehen wie 
bei der erst kürzlich durchgeführten Restauration in Grie
	        
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